Allstate, Hyatt Hotels, Xerox
Gamification-Erfolge im Enterprise
Wissenschaftler haben in jüngster Zeit einiges neues über unser Gehirn herausgefunden. Beispielsweise entdeckte ein Team der Harvard Medical School, dass Menschen am meisten lernen, wenn ihnen nur geringe Mengen an Informationen vorgesetzt werden. Gamification, ein Verfahren, das lehrreich und motivierend gleichermaßen sein soll, macht sich diese Erkenntnis zunutze.
Viele große Unternehmen, darunter Xerox, Allstate und Hyatt Hotels setzen auf Gamefication, um Mitarbeitern neue Prozesse und Prozedere nahe zu bringen, ihre Produktivität zu verbessern und sogar den Vertrieb anzukurbeln. Im Folgenden sehen wir uns ihren Ansatz dafür etwas genauer an.
Bei Xerox ist Fortbildung trivial
Einen Angestellten für zwei Tage in ein Fortbildungsseminar zu stecken, endet nicht selten im Desaster. Abgesehen von der gähnenden Langeweile in einschläfernden Konferenzräumen kommt die Botschaft bei Firmenfrischlingen oder Verkäuferteams selten richtig rüber, allzu oft wird zu viel Information präsentiert. Drei Monate später erinnert sich kaum noch einer an den Kurs.
Kerry Hearns-Smith ist Senior Learning Strategist bei Xerox. Ihr Team nutzt eine App namens Qstream, die stark an das populäre Spiel "Trivia Crack" angelehnt ist. Anstatt eines Seminars läuft die App den ganzen Tag auf den SmartphonesSmartphones der Angestellten, in Meetings vergleichen sie ihr Können durch das Beantworten von Fragen. Damit werden auch Mitarbeiter erreicht, die viel unterwegs sind und keine Zeit für Seminare haben. Alles zu Smartphones auf CIO.de
Aufgrund des ganz eigenen Formats erhalten die Gamefication-Elemente ganz unterschiedliche Kritiken durch die Angestellten. Für viele konservative Geister ist die App zu "kreativ".
"Xerox setzt auf einen informellen und experimentellen Ansatz, der Spiel und Spaß verspricht", so Hearns-Smith. In manchen Fällen präsentiert sie Ranglisten mit den besten Spielern. Auf Sales-Events wird schon mal um Preise gekämpft.
Gut zur Motivation
Forscher können belegen, dass Spiele ein ganz hervorragender Weg sind, um Mitarbeiter zu motivieren. Mehr als 94 Prozent der Xerox-Verkäufer spielen das Qstream-Spiel, so der Mitbegründer und CEO von Qstream Duncan Lennox. In größeren Firmen mit 100 bis 20.000 Mitarbeitern können sich Teams von 30 bis 80 Leuten bilden, etwa in regionalen Büros, um das Spiel zu spielen und sich darin zu messen.
- Autobauer, Einzelhandel und sogar Tagebau
Wir zeigen gelungene Beispiele für die digitale Transformation deutscher und internationaler Unternehmen. - Red Tomato Pizza Dubai
Wer in Dubai Hunger auf Pizza bekommt, dem gereicht ein Knopfdruck zum Italo-affinen Gourmet-Glück. Der Red Tomato-Lieferdienst bietet einen Kühlschrank-Magneten an, der über die Koppelung an ein Smartphone dafür sorgt, dass die Lieblingspizza ofenfrisch und frei Haus schnellstmöglich anrückt. - Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen ist Europas zweitgrößter Containerhafen. Um die Effizienz der begrenzten Verkehrswege zu verbessern und größere Gütermengen umschlagen zu können, hat die für das Hafenmanagement zuständige Hamburg Port Authority (HPA) zusammen mit der SAP und der Deutschen Telekom in einem Pilotprojekt die IT-Logistikplattform "Smart Port Logistics" aufgebaut. Die IT-Lösung soll die Unternehmen, Partner und Kunden des Hafens enger miteinander vernetzen.<br /><br />Durch ein IT-gestütztes Verkehrsmanagement will man LKW-Fahrern Echtzeit-Informationen zu Frachtaufträgen und zur Verkehrslage bereitstellen. Dadurch sollen Staus im Hafen und auf den Zufahrtswegen sowie Wartezeiten minimiert und der Warenfluss optimiert werden. Die IT-Logistikplattform ist mit mobilen Applikationen ausgestattet, über die Lkw-Fahrer Verkehrsinformationen und Dienstleistungen rund um den Hafen mithilfe mobiler Endgeräte wie Tablet-PCs oder Smartphones abrufen können. - Drive Now
In kaum einem Industriezweig vollzieht sich die Digitalisierung so vielschichtig wie im Automotive-Sektor. Einen besonderen Stellenwert nehmen dort seit einigen Jahren die "individuellen Mobilitätsleistungen" ein - besser bekannt unter dem Schlagwort Carsharing. Der Münchner Autobauer BMW hat gemeinsam mit seiner Tochter Mini und dem Autovermieter Sixt das DriveNow-Programm ins Leben gerufen. Gefunden und gebucht wird ein Fahrzeug in der Nähe per Smartphone-App, bezahlt wird per Kreditkarte. - SK Solutions
SK Solutions koordiniert mithilfe einer neuen Plattformlösung Kräne und andere Maschinen auf Baustellen. Eingebaute Sensoren sammeln Echtzeit-Daten für die Live-Analyse; Bewegung und Steuerung der Baustellenperipherie werden daraufhin automatisch angepasst, um Unfälle und Kollisionen zu verhindern, die sonst - möglicherweise auch erst in einer Woche - passieren würden. - Xbox Live
Disketten und Cartridges sind längst passé - nun wendet sich die Gaming-Industrie langsam aber sicher auch von der Disc ab. Wie Sonys PlayStation Network bietet auch der Xbox Live-Service inzwischen viel mehr als nur Multiplayer-Schlachten. Games- und Video-on-Demand-Dienste machen physische Datenträger nahezu überflüssig. Zahlreiche Apps wie Youtube, Netflix oder Skype verwandeln die aktuellen Spielkonsolen in Multimedia-Stationen. - Novartis & Google
Der Schweizer Novartis-Konzern gehört zu den wenigen großen Playern der Pharma-Industrie, die die Digitalisierung vorantreiben. Zu diesem Zweck haben sich die Eidgenossen die Lizenz gesichert, Googles Smart Lens-Technologie für medizinische Zwecke nutzen und vermarkten zu dürfen. Konkret arbeiten die Wissenschaftler derzeit an neuartigen Kontaktlinsen. Diese sollen sowohl Diabetikern als auch Menschen die auf eine Sehhilfe angewiesen sind, zu mehr Lebensqualität verhelfen. Das funktioniert mittels Sensoren und Mikrochip-Technologie sowie der Koppelung an ein smartes Endgerät. Zum einen soll die Kontaktlinse so in der Lage sein sollen, den Blutzuckerspiegel eines Menschen über die Augenflüssigkeit zu messen, zum anderen die natürliche Autofokus-Funktion des menschlichen Auges wiederherstellen. - Dundee Precious Metal
Die kanadische Minengesellschaft Dundee Precious Metal setzt unter Tage klassische Netztechnik wie WLAN oder 10-Gigabit-Glasfaser ein, um den Bergbau zu automatisieren und Edelmetalle effizienter zu fördern. Laut CIO Mark Gelsomini arbeitet das Unternehmen dank der neuen Technik nun 44 Prozent effizienter.<br /><br />Im ersten Schritt wurden klassische Kommunikations-Devices auf Voice over IP und Voice over WLAN umgestellt sowie neue Sensorsysteme verbaut. Fernziel ist, dass die Geräte unter Tage künftig ferngesteuert von der Oberfläche gesteuert werden, um so die Zahl der Bergleute, die einfahren müssen, zu reduzieren. - Axel Springer
Beim größten deutschen Medienhaus Axel Springer nimmt die Digitalisierung einen hohen Stellenwert ein. Im Jahr 2012 erwirtschaftete Springer mit den digitalen Medien erstmals mehr als mit seinen Print-Erzeugnissen. Doch nicht nur Paid-Content-Modelle wie "Bild Plus" sorgen für klingelnde Kassen - auch das Jobportal Stepstone.de, die Beteiligung an der Fitness-App Runtastic, die Etablierung des Reisemagazins travelbook.de, sowie zuletzt die Übernahme der Plattform Immowelt zeugen von dieser Entwicklung. - General Motors
General Motors hat eine eigene Software-Entwicklungsabteilung mit 8000 Developern aufgebaut und damit einen Outsourcing-Vertrag mit HP abgelöst, der den Konzern drei Milliarden Dollar im Jahr kostete. Der Autobauer entwickelt die Software-Lösungen für seine Autos und den internen Gebrauch nun komplett selbst, um besser auf Kundenwünsche eingehen zu können. - Deichmann
Wenn es um Schuhe geht, ist derzeit kein Unternehmen in Deutschland erfolgreicher als Deichmann. Das dürfte auch daran liegen, dass das Familien-Unternehmen als erster Schuhhändler Deutschlands einen Online-Shop installierte - im Jahr 2000. Inzwischen fährt Deichmann eine Omnichannel-Strategie und möchte den Online-Handel konsequent mit klassischen Einzelhandels-Geschäftsmodellen verknüpfen... - Deichmann
... Konkret sollen im Herbst die beiden Modelle "Ship2Home" und "Click&Collect" starten: Kunden sollen Schuhe, die im Laden nicht auf Lager sind, bequem nach Hause ordern können oder - andersherum - online in die Filiale. Social Networking, Blogging und Apps gehören ebenfalls zum Konzept von Deichmann. Dabei scheut man sich auch nicht davor, neuartige Konzepte zu testen. So bot das Unternehmen für einige Zeit auch virtuelle Schuhanproben an - die sich allerdings nicht durchsetzten. - Kreuzfahrtschiff "Quantum of the Seas"
Satelliten-Wifi auf Hochsee, Cocktails an der Bionic-Bar, digitaler Meerblick in der Innenkabine, bargeldloses Zahlen an Bord mit RFID-Armbändern und lückenloses Gepäck-Tracking: Die "Quantum of the Seas" von Royal Carribean kreuzt als schwimmendes High-Tech-Paradies in der Karibik und lässt keinen Geek-Wunsch offen. - Rewe
Die Frankfurter Allgemeine bescheinigt dem Lebensmittel-Konzern, es sei "wie kein anderes in seiner Branche dem Zeitgeist gnadenlos auf der Spur". Dabei ist die Rewe Group im Vergleich zum Konkurrenten Tengelmann erst recht spät auf den Digitalisierungszug aufgesprungen. Der erste Schritt war die Einführung von Online-Bestellungen, ... - Rewe
... inzwischen erlauben viele Rewe-Kassenterminals auch die Bezahlung per Smartphone. Überraschend hat sich das Unternehmen Anteile am Online-Möbelhändler Home24 gesichert. Warum? Rewes E-Commerc-Chef Lionel Sourque verrät: "Wir müssen von diesen Verrückten lernen, denn uns fehlt das Online-Gen in unserer Händler-DNA." - Commonwealth Bank of Australia
Die Commonwealth Bank of Australia ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, beim Thema Digitalisierung Early Adopter zu sein. Im Jahr 2008 lief die digitale Umstrukturierung an - inzwischen hat das australische Finanzinstitut alle Privat- und Unternehmenskonten in ein einheitliches digitales System übertragen und ist dank neuer Strukturen laut den Management-Beratern von Bain&Company die Nummer 1 in Australien beim Online-Banking. In der Gunst der jungen Kunden liegt das nahezu vollständig digitalisierte Finanzinstitut ebenfalls an erster Stelle.
"Es geht darum, die Verkäufer in ein Boot zu holen und ihnen ein Benehmen beizubringen, das das Unternehmen gerne sehen würde", so Lennox. "Die Leute nutzen die App und lernen beispielsweise die Eigenschaften eines neuen Rechners kennen, also etwa seine Reaktionszeiten und die Geschwindigkeit des Prozessors."
Generationenkampf bei Allstate
Eine der interessantesten Gamefication-Anwendungen kommt aus dem Hause Allstate. Der Versicherer wollte seinen Angestellten mehr über den DatenschutzDatenschutz beibringen und hat dazu ein Spiel mit einem Superhelden und einem Superschurken entwickelt. Laut Lyn Scrine, Ethics Director for Allstate Enterprise Business Conduct, war das Ziel, möglichst viele Informationen über gestohlene Daten zu vermitteln. Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Anstatt den Leuten Broschüren in die Hand zu drücken, wurde ein lehrreicher und unterhaltsamer Kurs entwickelt. Nach ihren Angaben nehmen daran 80 Prozent der Gesamtbelegschaft von 70.000 Menschen teil. Nach dem Kurs beantworteten 4500 Angestellte einen Fragebogen, um den Lernerfolg messen zu lassen.