CIOs schreiben selbst
Gedanken zur Reform des deutschen E-Governments
Vor dem CIO kommt der Bedarf des CEO nach seiner IT-Strategie
Die Forderung nach Regierungs-CIO’s in Bund und Ländern wäre vor diesem Hintergrund zwar konsequent, dürfte aber weitgehend auf Unverständnis treffen. In Wirtschaft wie Politik gilt: Ein CIO bleibt erfolglos, wenn der CEO nicht weiß, wofür er ihn eigentlich braucht. Solange eine Regierung keinen eigenen Bedarf für eine politisch kompatible IT-Strategie hat, braucht sie auch niemanden, der sie entwickelt und durchsetzt. Dass der Ruf zuerst vom Regierungschef oder der Regierungschefin kommen muss, liegt auf der Hand: Gerade die Ministerien, die ihre Informatik-Inseln gegen KonsolidierungKonsolidierung und StandardisierungStandardisierung verteidigen, empfinden einen CIO zunächst als Bedrohung und Einmischung. Daher sind kaum Referentenvorlagen zu erwarten, mit der eine politische Instanz gefordert wird, die später in den eigenen Beritt hineinregiert. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de Alles zu Standardisierung auf CIO.de
Wer also Verwaltung ebenen- und ressortübergreifend modernisieren will, wer das IT-Management in der deutschen Verwaltung mit politischen Zielen synchronisieren will, muss
zunächst den Bedarf nach einer politisch motivierten IT-Strategie wecken. Nur wenn Politik den
Wert strategischer IT richtig einschätzen kann, dann hat IT-Strategie eine Chance, als politische
Disziplin anerkannt zu werden. Profitieren würden davon alle:
-
Politik kann über die IT-Strategie wieder den ihr zustehenden Einfluss auf die Gestaltung der
Verwaltungsstrukturen gewinnen, -
Die IT-Wirtschaft kann Produktentwicklung, Marketing und Serviceangebot an einem
realistischen Bedarf ausrichten, -
Die Verwaltung kann aufgrund rechtlicher und politischer Rahmenbedingungen das Potenzial
moderner Technologie ausnutzen, und -
Der Bürger profitiert von effizienter Verwaltung durch besseren Service und sinkende
Kosten.
CIO - Governance im föderalen System
Diese Ausführungen machen deutlich, dass der Weg zu einer CIO-Organisation in der deutschen Verwaltung noch lang und ungewiss ist. Ob dieser Weg zum Ziel führt, wird davon abhängen, ob sich im politischen Raum ein Bewusstsein entwickelt, dass Informationstechnik eine Schlüsseltechnologie ist, die auch in der öffentlichen Verwaltung eine chancenorientierte politisch-strategische Steuerung braucht, um ihr Nutzenpotenzial zu entfalten.
Dieser politische Meinungsbildungsprozess kann inhaltlich und zeitlich beeinflusst werden. Diejenigen, die eine chancenorientierte IT-Politik wollen, müssen in Gesprächskreisen, Kongressen und Veröffentlichungen darauf hinwirken, die Informatik aufgrund ihrer gravierenden Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung nicht nur als technischorganisatorische, sondern auch als politisch verstandene Disziplin zu etablieren.