Arbeitsplatz der Zukunft
Großes Desinteresse an Industrie 4.0
- Nur 16 Prozent der Fertigungsunternehmen haben eine umfassende Strategie
- Lediglich 36 Prozent der Arbeitnehmer halten ihre Führungskräfte für kompetent im Thema
- McKinsey nennt acht entscheidende Treiber der Digitalisierung
- Anwender benötigen die "Mentalität eines Risikokapitalisten"
Enorm erscheinen die Potenziale der DigitalisierungDigitalisierung in der IndustrieIndustrie - und so ist das Thema Industrie 4.0Industrie 4.0 hierzulande in aller Munde. Gleichwohl bestehen beträchtliche Zweifel, inwieweit die Betroffenen auf die damit verbundenen Veränderungen vorbereitet sind. "But are companies ready?", fragen die McKinsey-Berater Paul-Louis Caylar, Kedar Naik und Olivier Noterdaeme in einem Artikel auf der hauseigenen Homepage. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de Top-Firmen der Branche Industrie
Nicht unbedingt, lautet die Antwort aus der Perspektive der Unternehmen. Genauso mau sieht es auf Seiten der betroffenen Arbeitnehmer aus, wie eine Studie der Unternehmensberatung ROC zeigt. "Die Wirtschaft befindet sich mitten in der vierten industriellen Revolution, aber das kümmert gerade einmal jeden zweiten Arbeitnehmer in der DACH-Region", fassen die Berater das Ergebnis zusammen.
Es fehlt an klaren Verantwortlichkeiten
Die McKinsey-Autoren unterfüttern ihren skeptischen Befund gleich mit zwei Studien aus ihrem Hause. Der in Januar veröffentlichte "Industry 4.0 Survey" basiert auf einer Befragung von mehr als 300 Experten aus Deutschland, Japan und den USA und zeigt, dass nur 16 Prozent der Fertigungsunternehmen über eine umfassende Industrie 4.0-Strategie verfügen. Klare Verantwortlichkeiten für die Implementierung einer solchen Strategie gibt es nur in jedem vierten Unternehmen.
Der MGI Industry Digitization Index des McKinsey Global Institute weist zwar Branchen wie Advanced Manufacturing und den Öl- und Gassektor als Digitalisierungsvorreiter aus. Demgegenüber befinden sich laut Index andere wie die Hersteller von Basisgütern sowie die Chemie- und Pharmazieunternehmen erst in einer Frühphase der Entwicklung.
Hälfte verfolgt Entwicklungen der Arbeitswelt 4.0
Für die ROC-Studie - wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Furtwangen - wurden mehr als 2500 Arbeitnehmer in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Großbritannien befragt, davon mehr als 1000 aus der Bundesrepublik. Von diesen sagen jeweils knapp 50 Prozent, dass sie aktuelle Entwicklungen in Richtung "Arbeitswelt 4.0" aufmerksam verfolgen, dass sie durch mehr IT- und Kommunikationstechnologie sowie fortschreitende Automatisierung mittelfristig eine berufliche Verbesserung erwarten und dass sie den Führungskräften in ihrem Unternehmen ein Meistern dieser Herausforderung zutrauen.
Führungskräften nur wenig Kompetenz zugeschrieben
Nur 36 Prozent der Befragten aus Deutschland halten ihre Führungskräfte für absolut kompetent beim Thema Industrie 4.0. Im Ländervergleich äußern sich die Befragten aus Österreich und der Schweiz quasi zu allen Fragen einen Tick positiver als ihre deutschen Kollegen, die Antworten aus Großbritannien fallen durchweg deutlich schlechter respektive ahnungsloser aus.
"Unsere Studienergebnisse zeigen ein erschreckend hohes Desinteresse an der Arbeitswelt der Zukunft, dabei betrifft dieses Thema jeden Berufstätigen", kommentiert Oliver BackOliver Back, Global COO der ROC Group die Resultate. "Leider haben viele Führungskräfte ihren Mitarbeitern bislang nicht ausreichend vermittelt, wie Digitalisierung und Automatisierung sie in ihren jeweiligen Aufgabenfeldern weiterbringen können." Profil von Oliver Back (ROC Group) im CIO-Netzwerk
"Neugier auf digitale Transformation wecken"
"Es gilt jetzt, die Neugier der Beschäftigten auf die digitale Transformation zu wecken", sagt Professor Armin Trost, Studiendekan an der Hochschule Furtwangen. "Sie sollten sich konkret vorstellen können, was die Arbeitswelt von morgen für ihren beruflichen Alltag bedeutet."
Beispiele BASF und Amazon Business
Neugierig machen auf die digitale Transformation in der Industrie kann der Beitrag von Caylar, Naik und Noterdaeme. Das McKinsey-Trio beschreibt an vielen konkreten Beispielen das Potenzial von Industrie 4.0. "Frühe Zeichen der digitalen Revolution sind bereits da", schreiben sie. Bemerkenswert sei etwa, dass über die im April 2015 gestartete B2B-E-Commerce-Plattform Amazon Business binnen eines Jahres mehr als eine Milliarde US-Dollar umgesetzt wurde. BASF habe als erster Chemiekonzern Produkte direkt über die Plattform Alibaba verkauft.