Komplexes IT-Projekt
Inside Airbus: Vor dem Erstflug des A350
Zu den Triebwerken (SCM)
Airbus selbst hat "nur" 55.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen allerdings 1800 Zulieferbetriebe in 30 Ländern mit noch einmal 22.300 Nutzern, die auch alle eingebunden sein wollen. Verantwortlich für dieses Supply Chain Management ist Pierre Burgala, Vice President of IT-Solutions for Fulfil and Source. Das wesentliche Schlagwort für ihn lautet "Design in Context": Wollen sich zwei Designer auf der Zuliefererebene austauschen, so hat das früher Tage gedauert, um beiden synchronisierte Daten zur Verfügung zu stellen. Beim A350 sei es erstmals gelungen, alle Designer realtime mit den gleichen Daten zu versorgen, sagt Burgala.
"Designing und Composing sind unsere Kernkompetenzen", ergänzt Dekkers, "nicht das Bauen von Einzelteilen." Folglich heißt die wesentliche Anforderung an die IT, alle Zulieferer gut einzubinden. Bis 2016 wollen Burgala und Dekkers dazu ARP (Airbus Resource Planing) in allen vier Natcos durchgesetzt haben. Hinter ARP verbirgt sich SAPSAP, das seit Jahren in allen vier Ländern im Einsatz ist - nur eben mit vier teilweise unterschiedlichen Prozessen. Alles zu SAP auf CIO.de
Die Module für Produktion und Supply Chain wollen die beiden ITler zuerst vereinheitlichen. Finanz und Controlling folgen. "Die erfolgreiche Vereinheitlichung der SAP-Assemblage-Systeme für alle neuen Produktfamilien hat gezeigt, dass das geht und einen erheblichen Nutzen für das Unternehmen erzeugt", erklärt Burgala.
Als Handelsplattform nutzt Airbus "AirSupply", eine angepasste Version von SupplyOn, der Handelsplattform der Automobilzulieferer. Auf AirSupply tummeln sich bereits die Tier-1-Zulieferer Safran und Thales sowie die anderen EADS-Divisionen. In Zukunft will man aber auch die Tier-2-Zulieferer auf die Plattform holen, um die Transparenz in der Gesamtlieferkette zu erhöhen. Die Chancen stehen trotz hoher Komplexität nicht schlecht. 2011 haben SupplyOn und EADS den "Best in Cloud Award" der Computerwoche für AirSupply gewonnen.
Ein Detail in der Supply Chain ist noch erwähnenswert: "Der A350 ist das erste Flugzeug, das mit RFID gebaut wurde und mit RFID gewartet wird", sagt Carlo Nizam, Head of Value Chain Visibility und RFID, etwas theatralisch. Passive Sender verbergen sich in den Sitzen, in den Sauerstoffmasken, in den Schwimmwesten oder im Air-Conditioning-System. Insgesamt sind es mehr als 3000 Sender, die pro A350 funken - rund 500 mehr als in anderen Fliegern. Gerade in der Wartung bringt das unheimliche Vorteile. Mitarbeiter der Airlines schreiten mit einem Lesegerät die Sitzreihen ab, anstatt die Sitze entlangzukriechen und die Zahl der Schwimmwesten zu kontrollieren.