Consultant-News


Was Strategie in unsicheren Zeiten bedeutet

Jetzt schlägt die Stunde der Strategen

12.01.2009
Von Bolko von Oetinger

Viertens: Strategie darf nicht mit Werkzeugen verwechselt werden. Ein Arzt wird den gesamten Heilungsprozess auch nicht mit dem Gebrauch eines Blutdruckmessgeräts gleichsetzen. Da Werkzeuge nur einen begrenzten Ausschnitt der Realität widerspiegeln, sind sie nur für stabile Zustände brauchbar. Das Wesen der Strategie ist es aber, Instabilitäten zu nutzen. Deswegen ist die Finanzkrise auch nützlich.

Fünftens: Strategie und operatives Geschäft stellen keine Gegensätze dar. Vielmehr gilt: Strategie ohne Operatives macht die Organisation lahm, Operatives ohne Strategie macht sie blind für Chancen. Im Operativen findet sich das Strategische, und im Strategischen wartet schon das Operative.

Was strategisches Handeln auszeichnet

Natürlich ist es in der dichten Nebelwand für den Autofahrer verlockend, den Rückleuchten des Vordermannes zu folgen, ohne viel darüber nachzusinnen, was auf ihn zukommt. Aber bei der unternehmerischen Strategie ist dies gefährlich. Strategie verlangt Distanz zu anderen Spielern, um Entscheidungen unabhängig zu treffen, unabhängig vom gerade herrschenden Trend. Wer über diesen Spielraum nicht mehr verfügt, besitzt auch keine Strategie mehr.

Wer also im Nebel der Zufälle seine Handlungsfreiheit bewahren will, muss Eventualitäten durchspielen, den Zweck des Unternehmens bewahren, aber die Ziele anpassen, alternative Spielräume erkunden, Instabilitäten prüfen und die operative Durchführung parallel zur Strategie verfolgen. Dann aber ist es eher störend als hilfreich, dem Kurs der anderen opportunistisch zu folgen - auch im Nebel.

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