Interview mit Henning Kagermann und Hubert Österle

Kagermann: "Nur mit SOA bleiben Firmen wettbewerbsfähig"

30.08.2006
Von Robert Winter

WI: Komponentenbildung und Kapselung sind klassische Ansätze zur Flexibilisierung komplexer Strukturen. Durch Software-Services soll eine Flexibilisierung auf Softwareebene erreicht werden, durch fachliche bzw. Enterprise-Services auf der Integrationsebene. Der Nutzen solcher Strukturierungen ist unbestritten. Gleichwohl werden Granularität und Zuschnitt von Services kontrovers diskutiert. Unterscheidet sich das Vorgehen auf Ebene der Software-Services von dem auf Ebene der Enterprise-Services?

Österle: Serviceorientierung bzw. Mehrfachverwendung von Services ist unter Namen wie Modularisierung, Objektorientierung usw. in der Tat schon lange bekannt. Die heutige Netztechnologie und neue Standards haben aber eine nächste Stufe in der Entwicklung gebracht.

Serviceorientierung ist - das zeigen alle von uns untersuchten Fälle - nicht nur oder nicht primär eine Frage der Software-Entwicklung, sondern eine Frage des Geschäfts und der Organisation. Auf der Ebene der Wertschöpfungskette bedeutet Serviceorientierung Spezialisierung, Schaffung neuer Unternehmen, Intermediation oder auch Disintermediation. Auf Prozessebene kennen wir die Bildung von Shared Services in Konzernen, OutsourcingOutsourcing von Prozessen oder Outtasking als Auslagerung einzelner, kleiner Funktionen. Auf der Ebene der Software dagegen heißt Serviceorientierung Schaffung von mehrfach verwendbaren
Diensten, die ohne Kenntnis ihrer speziellen Implementierung genutzt werden können
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WI: Dürfen wir hier Referenzlösungen erwarten, wie sie seinerzeit in Form von R/3-Prozessen verbreitet wurden? Oder werden geeignete Methoden publiziert, nach denen Anwenderunternehmen individuelle Service-Zuschnitte vornehmen?

Kagermann: Serviceorientierung allein reicht nicht; erst Services auf Basis einer gemeinsam akzeptierten
geschäftlichen Semantik werden wirklich interoperabel. Das bedeutet letztlich ein gemeinsames Modell der betrieblichen Wirklichkeit, in dem für jeden beteiligten Service beispielsweise ein Order Split das Gleiche bedeutet. Das ist entweder über intensive Standardisierungsbemühungen oder aber über eine gemeinsame Software-Basis möglich. SAPSAP nutzt wo immer möglich breit akzeptierte Standards wie beispielsweise Rosetta, kann aber darüber hinaus mit ihren Services die ganze Semantik ihrer Systeme nutzen und damit mit ihren Enterprise-Services zu einer Standardisierung über Länder und Branchen hinweg beitragen. Die SAP rechnet auf Basis der bisherigen Arbeiten an der Enterprise Service-
Oriented Architecture mit mehreren Tausend Web-Services, um den Großteil der Geschäftsprozesse abbilden zu können. Alles zu SAP auf CIO.de

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