Interview mit Henning Kagermann und Hubert Österle
Kagermann: "Nur mit SOA bleiben Firmen wettbewerbsfähig"
Kagermann: Standard-Software für Geschäftsprozesse hat das Gewicht unwiderruflich von der IT-Entwicklungskompetenz hin zur Geschäfts- und Prozesskompetenz verschoben. Die Zerlegung der IS-Funktionalität in Services und die freiere Kombinierbarkeit dieser Bausteine ermöglichen es in den nächsten Jahren, unternehmensspezifische Geschäftsprozesse schneller und sicherer zu entwickeln. Das Geschäft kann sich mehr und mehr auf seine Kernkompetenz, die Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells konzentrieren.
Modellierungswerkzeuge für Prozesse und UIs, wie sie SAP in seiner Geschäftsprozessplattform SAP NetWeaver ausliefern wird, werden deutlich weniger IT-Know-how und entschieden mehr Geschäftswissen erfordern, als dies bis heute der Fall ist.
WI: Welche Innovationen wünschen Sie sich von SAP bis 2010, Herr Österle?
Österle: Die SAP und nicht zuletzt ihre Kunden haben in den letzten zwei Jahrzehnten die Betriebswirtschaftslehre der operativen Prozesse, also des Kerns des Geschäftes, neu geschrieben, leider trotz Parametrisierung ziemlich fest "verdrahtet". Wenn SAP es schafft, dieses Wissen in einer entsprechenden Anzahl von Web-Services zusammenzufassen und über eine Business Process Platform den Unternehmen zur Verfügung zu stellen, kann sie einen gewaltigen Schub an Geschäftsmodell- und Prozessinnovationen auslösen, von dem man als Vertreter der Betriebswirtschaftslehre nur träumen kann. Wir hätten dann eine sehr mächtige Sprache (der 6. Generation), mit der wir Betriebe direkt modellieren könnten. Selbst wenn SAP (oder ein Konkurrent) das Ziel nur in kleinen Schritten erreichen sollte, könnte
dies eine Innovationswelle auslösen.
WI: Zu welchen Problemen sollte aus Ihrer Sicht die Wirtschaftsinformatik-Forschung bis 2010 substanzielle neue Beiträge erarbeitet haben, Herr Kagermann?