Interview mit Henning Kagermann und Hubert Österle
Kagermann: "Nur mit SOA bleiben Firmen wettbewerbsfähig"
Robert Winter (WI): Die Abstimmung zwischen fachlichen Anforderungen und in Informationssystemen realisierten Funktionalitäten - das so genannte "IT-Business-Alignment" - gestaltet sich häufig schwierig, da Business und IT durch unterschiedliche Sprache, unterschiedliche Ziele und unterschiedliche Denkweisen geprägt sind. Welche fundamentalen Entwicklungen geben Anlass zur Hoffnung, dass sich die Situation nachhaltig verbessern lassen kann? Werden Ihrer Meinung nach im Jahr 2010 Business und IT "im Gleichschritt" gehen?
Österle: IT und Business sind dann aneinander angepasst, wenn die Technologie den Geschäftsablauf wirkungsvoll unterstützt. Die Anpassung ist jedoch zunächst weniger eine Frage der Informationstechnik als vielmehr eine Frage der Menschen, der Unternehmenskultur und der Ausbildung.
Wenn Unternehmen neue, wettbewerbsfähigere Geschäftsmodelle realisieren wollen, müssen die Geschäftsverantwortlichen die Potentiale der IT hierbei abschätzen. Die IT-Verantwortlichen müssen dann die Geschäftsmodelle ihres Unternehmens effizient umsetzen. Aufgrund der Enttäuschungen mit dem Internet-Hype machen manche Vorstände und Geschäftsführer jedoch immer noch gerne einen Bogen um das Thema IT. Sie werfen IT-Bereichen auch vor, zu wenig vom Geschäft zu verstehen und sich mehr an technischer Eleganz als an wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit auszurichten. Vielerorts hat die Informatik zudem an Glaubwürdigkeit verloren, weil sie wiederholt die geweckten Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Kagermann: Business und IT werden wohl auch im Jahre 2010 nicht "im Gleichschritt" gehen, aber es ist ein positiver Trend erkennbar. Zwei Drittel der von uns interviewten CEOs haben ein so profundes IT- und Prozesswissen, dass sie selbst das Innovationspotential für das Geschäftsmodell erkennen und zusammen mit der Informatik umsetzen können.