Interview mit Henning Kagermann und Hubert Österle
Kagermann: "Nur mit SOA bleiben Firmen wettbewerbsfähig"
Die SAP bietet mit ihrer Enterprise Service-Orientierten Architektur (E-SOA) eine Architektur an, die hinreichend offen ist. Eine Komposition neuer kreativer Geschäftskonzepte ist über Services möglich, die von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Dazu müssen die Services vorab über das Enterprise Service Repository bekannt gemacht werden. SAP bietet damit eine service-orientierte Integrationsarchitektur an, die offen für Composites verschiedener Anbieter ist. Der Kern dieser Architektur wird von SAP selbst verwaltet, sodass trotz Offenheit Integrität und Einhaltung regulatorischer Richtlinien (sog. ComplianceCompliance) jederzeit sichergestellt sind. Alles zu Compliance auf CIO.de
WI: In Ihrem Buch postulieren Sie, dass es auf den Ebenen der Strategie, der Prozesse und auch der Informationssysteme einen starken Trend zu Vernetzungen gibt. Das daraus resultierende Entstehen von Schnittstellen muss durch Standardisierung, durch Auslagerung von Services und durch Konzepte zur m:n-Vernetzung wie Integrationsbusse und Data Warehouses begleitet werden.
Die Realität zeigt jedoch, dass die Etablierung offener Standards umso schwieriger ist, je fachnäher die Gestaltungsebene ist. Das behindert Vernetzung und damit Fortschritt. Wie kann dieses Problem überwunden werden?
Österle: Wenn beispielsweise ein Automobilzulieferer wie ZF Friedrichshafen für BMW, Audi, Mercedes, Ford oder Hyundai unterschiedliche Entwicklungs- und Logistikprozesse beherrschen soll, wird das nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr komplex.
Der Begriff "Vernetzungsfalle“ charakterisiert die Problematik recht gut. Was für die schnelle Vernetzung von zwei Unternehmen gut ist, kann die weitere Vernetzung behindern. Notwendig ist deshalb eine m:n-Fähigkeit, welche das Etablieren von Standards für Daten, ISFunktionen (typischerweise als Web-Services), Prozessen und Geschäftsregeln beinhaltet, die in der ganzen Wertschöpfungskette akzeptiert werden.
Im Idealfall einigen sich alle Software-Hersteller auf diese Standards. In vielen Fällen scheitert das weniger am guten Willen als an der Komplexität der Abstimmung der vielen Teilnehmer der Wertschöpfungskette. Dann können Fachverbände wie etwa in Deutschland der VDA oder Exchanges wie SupplyOn wenigstens partiell die Vereinheitlichung schaffen.
Es gibt selbstverständlich auch auf diesem Gebiet eine de-facto Standardisierung. Wenn die gleiche Software oder künftig die gleichen Web-Services in vielen Unternehmen eingesetzt werden, erleichtert das die Kommunikation zwischen Kooperationskandidaten. Wenn offene Standards proprietäre Lösungen nach und nach ersetzen würden, könnte dies einer breiten Vernetzung zwischen Unternehmen zum Durchbruch verhelfen. Auch aus Sicht eines Software-Hauses wie SAP wäre dies sehr zu begrüßen, weil damit ein viel größeres Marktvolumen geschaffen würde.