Retail IT


Rückverfolgbarkeit

Produkte mit Lebenslauf

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Seit Anfang 2005 sind Produzenten und Vertreiber von Lebensmitteln nach EU-Richtlinie dazu verpflichtet, Kunden die Herkunft ihrer Produkte offen zu legen. Großhändler Metro nutzt ein Info-Terminal, T-Systems-Tochter Transparent Goods eine Plattform.

Der Mann im Verkäuferkittel kann nicht wirklich lachen. Eben hat ihm eine Kundin einen Witz erzählt: „Wenn der Löwe brüllt, zittert die ganze Steppe, wenn der Bär brüllt, zittert der ganze Wald – und wenn das Huhn hüstelt, zittert die ganze Welt.“ Vogelgrippe – noch zeigen sich die Verbraucher unbeeindruckt und greifen weiterhin zu Putenbrust und Hühnerbein. Aber der Leiter des Supermarktes weiß: Wenn Rinderwahn, Maden im Fisch oder Pestizide im Obst von den MedienMedien durchgekaut werden, bekommt er ein Problem. Auch Kristian Möller vom Kölner Sekretariat der globalen Agrar-Initiative EurepGap stellt fest: „Jede öffentliche Diskussion über kontaminierte Lebensmittel schwächt das Vertrauen in die Produzenten, führt zu wirtschaftlichen Einbußen bei den Landwirten und im HandelHandel und lässt den Ruf nach mehr Kontrolle laut werden.“ Gegensteuern soll nun die IT. Per Datenbank sollen Lebensmittel vom Supermarktregal bis aufs Feld rückverfolgbar sein. Top-Firmen der Branche Handel Top-Firmen der Branche Medien

Dabei setzen EurepGap – ein Zusammenschluss von 40 000 Landwirten und 33 Einzelhandelsketten aus 70 Ländern – und der Deutsche Fruchthandelsverband DFHV auf eine Lösung der Transparent Goods GmbH. Die T-Systems-Tochter wurde im Februar gegründet, Kunden wie Metro haben bereits angebissen. Die Lieferkette wird per Web-basierter Datenbank abgebildet: Jeder Erzeuger, Veredler und Händler weltweit kann sich registrieren lassen und seine Informationen zu den Produkten per Internet in eine zentrale Datenbank eingeben. Kostenpunkt: je nach Betriebsgröße drei bis hundert Euro im Jahr. Alternative für den Bauersmann ohne Technikvertrauen, Web-Browser und Internet-Zugang: Er übermittelt seinen Erntebestand und die Informationen zu verwendeten Düngemitteln per Brief, Fax oder Telefon in ein mehrsprachiges Kundencenter.

Im Ernstfall Produkte zurückrufen

Ein alphanumerischer Code mit 22 Stellen gibt Auskunft über den Weg von südafrikanischen Trauben oder Original Pumpernickel aus dem Westfälischen bis in den Supermarkt in Wanne-Eickel. Ziel ist es, alle relevanten Informationen zentral erfassen und abrufen zu können. Im Ernstfall können Produkte ohne viel Aufwand zurückgerufen werden.

EurepGap hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele landwirtschaftlich genutzte Felder über einen „Feldpass“ eindeutig identifizierbar zu machen. Dabei gibt jeder Landwirt an, welchen Dünger und Pflanzenschutz er einsetzt und mit welchen Produktionsmitteln er arbeitet, was und wie viel er geerntet hat. Die Datenbank soll künftig jede Fläche – Acker oder Scheune, Wald oder See – per Code darstellen können. Dazu Möller von EurepGap: „Erst durch dieses zentrale System haben wir einen Korrekturfaktor, mit dem wir landwirtschaftliche Betriebe permanent überprüfen und die Transparenz der Daten und somit die Sicherheit der Produkte verbessern können.“ Es ärgert ihn, wenn Bauern insgesamt in Verruf geraten, weil einzelne Erzeuger Mist abgeliefert haben.

Zur Startseite