Rühren, schöpfen, servieren

SOA-Serie Teil III: Die Services

30.03.2007
Von Johannes Helbig und Alexander Scherdin

Nicht zuletzt hat das Service-Management eine wichtige strategische Funktion bei der Nutzbarmachung von SOA als Werkzeug zur schrittweisen Transformation von Prozess- und Anwendungslandschaften. Das bei der Deutschen Post dafür geprägte Stichwort heißt Managed Evolution – also die Balance zwischen architektonischen Integritätszielen und Geschäftsnutzen. Das Service-Portfolio fungiert dabei als Zielszenario, das nach Maßgabe des geschäftlichen Nutzens nach und nach von der konzeptionellen Ebene in die Realität überführt sowie immer weiter verfeinert wird.

Ein Blueprint reicht für den Anfang

Grundsätzlich entsteht die erste Iteration eines Service-Portfolios aus der Entwicklung einer Service-Architektur. Die damit zusammenhängenden Aktivitäten wurden bereits im letzten Teil der CIO-Serie zu SOA beschrieben. Die Verfeinerung des Portfolios durch die Identifikation zusätzlicher Ziel-Services bedient sich einer ähnlichen Methodik. Bei der initialen Erzeugung des Portfolios muss nicht unbedingt die sofortige Realisierung von Services im Vordergrund stehen. Ziel ist vielmehr - im Sinne eines Blueprints -, einen möglichst umfassenden Überblick über die zentralen Leistungsbeziehungen im Unternehmen zu gewinnen.

Als Methoden des Target Service Discovery eignen sich dabei sowohl Top-down- als auch Bottom-up-Ansätze. Bei Ersterem erfolgt die Identifikation von Services primär auf der Basis von Geschäftsobjekten und Prozessen. So ist es nahe liegend, dass ein Geschäftsobjekt "Kunde“ über einen Service "Kundeninformation“ verfügen wird, der sich aus verschiedenen Service-Operationen wie zum Beispiel "Suche Kunde über Name und Adresse“ zusammensetzt. Durch das Nachvollziehen der entsprechenden Prozesse rund um das Geschäftsobjekt können weitere Service-Kandidaten identifiziert werden, zum Beispiel ein Qualitäts-Check für Kundenadressen.

Reality-Check fürs Portfolio

Die Autoren unterscheiden zwischen Service-Objekten und Service-Prozessen.Die Kombination aus der Analyse statischer Geschäftsobjekte und deren dynamischen Beziehungen sorgt dabei für Vollständigkeit. Im Sinne eines ergänzenden Bottom-up-Ansatzes können zusätzlich gegenwärtig genutzte Applikationen und deren Funktionalität auf weitere Zielservices überprüft werden. Dies kann zugleich als Reality-Check für das im Vorfeld top-down erzeugte Portfolio dienen. Eine alleinige Nutzung von Bottom-up-Ansätzen verbietet sich, da damit weder eine Vollständigkeit des Portfolios noch die erforderliche Integration auf semantischer Ebene zu garantieren ist.

Die Service-Architektur und das durch Target Service Discovery erzeugte Service-Portfolio stellen gemeinsam einen umfassenden SOA-Bauplan für das Unternehmen dar. Der Weg zur Umsetzung dieses Bauplans führt nun über die Realisierung von Services. Auch dies kann prinzipiell top-down, bottom-up oder in einer Kombination der beiden Ansätze erfolgen. Unabhängig vom gewählten Vorgehen sollte indes die Umsetzungspriorität der im Portfolio enthaltenen Services bekannt sein. Dies kann anhand von Kriterien wie dem Geschäftsnutzen, der zu erwartenden Wiederverwendung und dem Potenzial zur Komplexitätsreduzierung der jeweiligen Services festgestellt werden.

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