Johannes Helbig
Systematisch auf dem Weg ins Web
Im Rückblick: Was war die größte Herausforderung für die IT-Organisation im Zusammenhang mit der Einführung des E-Postbrief?
Helbig: Da ist zunächst die rein technische Herausforderung. Ein System mit solch hohen Anforderungen an Sicherheit, Skalierbarkeit und Stabilität zu bauen, ist nicht trivial. Das Ganze muss ja für den Benutzer bedienbar sein und als Massenprodukt taugen - das war technisch eine spannende Herausforderung. Allein durch die hohen Sicherheitsanforderungen bekamen wir eine zusätzliche Komplexität um den Faktor zehn hinein.
Durch den hybriden Ansatz müssen wir den E-Postbrief außerdem in die Flächenprozesse der Briefpost integrieren. Wir hatten also nicht nur ingenieursmäßig, sondern auch operativ herausfordernde Aufgaben zu lösen. Und schließlich bewegen wir uns plötzlich in völlig neuen Märkten. Das ist echtes Business-Building in einem innovativen Marktumfeld.
Gab es eine Einstellungsoffensive mit neuen Fachkräften?
Helbig: Nein. Es ist illusorisch zu meinen, man stellt ein paar Hundert Leute ein und der Transformationsprozess läuft von selbst. Das Spannende an dem Übergang ist, dass sie aus der bestehenden Organisation heraus geführt wird. Das ist eine beträchtliche Herausforderung für eine solch große, etablierte Organisation wie die Deutsche Post. Marketing-, Vertriebs-, Produktions- und IT-Vorstände - alle müssen den Spagat schaffen, in einer neuen geschäftlichen Dimension zu denken.
Worin liegt das Alleinstellungsmerkmal der E-Briefpost?
Helbig: Im Sicherheitsniveau und im hybriden Ansatz. Bei den Wettbewerbern, die ich sehe, kann ich im Moment nicht erkennen, wie eine geschlossene sichere Prozesskette, die den Papierbrief mit umfasst, zustande kommen soll.