Formel 1
Was CIOs von McLarens IT-Strategie lernen können
Die Connectivity von der Box und dem mobilen Rechenzentrum an der Strecke ins heimische MTC in England stellt dabei eine dedizierte 100-Mbit/s-Verbindung sicher. In Kombination mit dem umfassenden Technologie-Upgrade konnte so die End-to-End-Latenzzeit auf unter 130 Millisekunden reduziert werden - selbst auf entfernten Rennstrecken wie in Mexiko.
Kommunikation in Echtzeit
"Damit haben Sie im MTC in Woking das Gefühl, als würden Sie direkt an der Boxenmauer in Mexiko sitzen und sich dort mit den Ingenieuren unterhalten", schwärmt Keyworth über die stark verbesserte Latenz. Und die ist auch notwendig, nicht nur für die Datenübertragung, sondern auch für die Sprachkommunikation zwischen Woking und dem Team an der Strecke.
Schließlich sitzt im MTC ein 30-köpfiges Team an Ingenieuren, Technikern, Datenanalysten und Strategen mit Kopfhörern, die jederzeit in die Kommunikation der Boxencrew vor Ort eingreifen können. Die Kopfhörer sollen dabei eine möglichst störungsfreie Unterhaltung ermöglichen - also Störgeräusche wie anlaufende Motoren etc. ausblenden. Gleichzeitig stellen sie sicher, dass die anderen Teammitglieder durch die Gespräche in ihrer Konzentration nicht gestört werden.
Die Stimme der Vernunft
Dabei unterstützt das MTC-Team die Kollegen an der Rennstrecke mit Analysen, Simulationen und strategischen Empfehlungen. In dieser Rolle fungiert die MTC-Mannschaft für Keyworth als "Stimme der Vernunft".
Auf unseren fragenden Blick hin, löst der Technik-Direktor das Rätsel auf: Aufgrund der Hektik und dem Stress in der Box während eines Rennens benötige man noch ein Team, das aus der Distanz wie ein Ruhepol wirke. Und noch ein weiterer Aspekt spricht für diese Strategie: Die Mitarbeiter in Woking sind physisch und psychisch fitter als ihre Kollegen vor Ort an der Rennstrecke.
Stress für die Boxen-Crew
Sie können nämlich in ihrer gewohnten sozialen Umgebung leben und kommen ausgeruht zur Arbeit. Die Boxen-Crew hat dagegen nur allzu oft mit Zeitverschiebung, Reisestress, stark wechselnden klimatischen Bedingungen etc. zu kämpfen. "Haben Sie dann noch einen Triple, wie im Herbst, wo wir im Wochenrhythmus von Austin nach Mexiko-Stadt und schließlich Sao Paulo wechselten, dann geht das an die Substanz", schildert Keyworth die Belastung der Mitarbeiter.
Damit steigt die Gefahr von Fehlern, dass womöglich kritische Daten übersehen oder falsch bewertet werden. Dem will man mit der zweiten Mannschaft im englischen Control Center vorbeugen.
Logistik: Meisterleistung der Koordination
Doch der globale Wanderzirkus der Formel 1 ist nicht nur für die Mitarbeiter eine Herausforderung. Er setzt auch logistische Meisterleistungen voraus. Im Falle des angesprochen Triples muss etwa nach dem Rennen am Sonntag bereits vier Tage später die komplette Team-Infrastruktur an der nächsten Rennstrecke einsatzbereit sein.