Formel 1
Was CIOs von McLarens IT-Strategie lernen können
"Die Crew-Mitglieder erwarten, dass sie in die Box kommen, ihren Kopfhörer nehmen, einstöpseln und sofort mit ihrer Arbeit loslegen können und dabei an jedem Rennort eine identische Arbeitsumgebung vorfinden - egal ob Ingenieur am Fahrzeug oder Datenspezialist am Rechner", veranschaulicht der Director die Herausforderung. Was die beiden Rennwagen und das mobile Rechenzentrum betrifft ist die Lösung zwar einfach und schnell, aber auch kostspielig: Sie reisen per Frachtflugzeug zum nächsten Veranstaltungsort.
Militärische Präzision
Das restliche Equipment wie Computer, Monitore, Server oder Netzkomponenten, reist per Seefracht um die Welt. Damit gewährleistet ist, dass die Ausrüstung immer pünktlich vor Ort ist, hält McLaren sechs identische Sets vor. "Diese komplexe Logistik", so Keyworth, "erfordert ein Team von Spezialisten, die mit militärischer Präzision arbeiten und jeden Schritt der Reise minutiös planen."
Auf die Frage, ob er angesichts dieser komplexen Aufgabe noch ruhig schlafen könne, antwortet Keyworth lachend: "Die Sicherheitsfrage ist das Einzige, was mich nachts wachhält." Wozu eigentlich kein Grund besteht, denn bislang gelang es McLaren, seine Infrastruktur vor Eindringlingen zu schützen.
Schutz der digitalen Assets
Zumal der Rennstall bezüglich Cybersecurity ebenfalls Schützenhilfe vom Technologiepartner Cisco erhält. Um die Infrastruktur zu schützen, kommt fast das gesamte Cisco-Portfolio zum Einsatz - vom VPN über Firewalls bis hin zu den dedizierten Sicherheitssuiten.
In Sachen Performance-Management vertraut Keyworth auf die Network-Intelligence-Lösung der Cisco-Company ThousandEyes. So hat er jederzeit seine Infrastruktur im Blick und kann mögliche Schwach- oder Engstellen bereits im Vorfeld erkennen, bevor sie sich zu einem katastrophalen Ausfall entwickeln.
Was CIOs von der Formel 1 lernen können
Und was können CIOs anderer Branchen von der IT-Strategie McLarens lernen? Ein Punkt liegt für Keyworth auf der Hand: Fokussieren. "Ich habe ein klares Ziel vor Augen, zwei Autos auf die Strecke zu schicken und möglichst Erster zu werden", erklärt er, "darauf konzentrieren sich die IT, die Mitarbeiter und die Unternehmensstrategie."
Im Gespräch mit anderen Technologieentscheidern gewinnt er dagegen häufig den Eindruck, dass viele Unternehmen kein klares Ziel haben, dafür aber vielleicht zehn verschiedene Visionen. "Die Konsequenz ist dann, dass es nicht die eine Sache gibt, von der man besessen ist. In der Folge verzetteln sich alle - egal ob in der IT oder bei der Strategie und es geht nichts voran", mahnt Keyworth.
Datengestützte Entscheidungen
Ein weiterer Punkt ist für den Technology-Director die datengestützte Entscheidungsfindung. "Dabei ist es egal, ob es sich um Telemetriedaten wie bei uns handelt, oder um eine Produktionslinie oder ein Produkt im Markt, das ständig Informationen liefert; nutzen Sie diese Daten in Echtzeit und Sie können schnellere und präzisere Entscheidungen treffen", unterstreicht Keyworth.
Ein anderer Aspekt, den viele CIOs in seinen Augen unterschätzen, ist der Wert historischer Daten. Selbst wenn McLaren in der nächsten Saison mit einem neuen Auto zu einem Rennkurs kommt, sind die alten Daten nützlich. "Anhand dieser können wir beispielsweise errechnen, mit welchem Abtriebsniveau unser neues Auto durch eine bestimmte Kurve fahren wird, obwohl das Fahrzeug noch nie dort war", geht der Manager ins Detail. Mit Blick auf die KI rät er, alte Informationen wieder auszugraben und neu analysieren zu lassen.
Last but not least sollten CIOs noch ein Konzept in Betracht ziehen: Die Daten näher an den Ort zu bringen, an dem sie verarbeitet werden.