Vorbereiten auf Krisenmodus
Weltwirtschaft am Ende des Wachstums
Argentinien, Pakistan, Türkei: Wenn sich von diesem Dienstag an die internationale Elite aus Wirtschaft- und Finanzpolitik auf Bali trifft, wird der Sonnenschein der Ferieninsel im Indischen Ozean deutlich getrübt von der Gewitterstimmung in der Weltwirtschaft. "Es nieselt, aber es schüttet noch nicht", sagt die zu wetternahen Sprachbildern neigende IWF-Chefin Christine Lagarde vor dem Jahrestreffen ihres Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der Weltbank in Indonesien.
Der Boom der Weltwirtschaft hat ein Ende erreicht. Die Prognose von 3,9 Prozent Wachstum für 2018 und 2019 sei nicht mehr zu halten, kündigt Lagarde schon vor der Tagung an, bei der Finanzminister, Notenbankchefs und Finanzexperten aus 189 Ländern zusammenkommen werden. Auch die G20-Finanzminister halten ein Treffen ab, zu dem der deutsche Ressortchef Olaf Scholz (SPD) anreisen wird.
Wenn IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld - der kurz vor dem Ruhestand steht - am Dienstag seinen letzten Weltwirtschaftsbericht vorstellt, erwarten die Volkswirte eine moderate Korrektur nach unten - doch alles unter 3,7 Prozent Wachstum wäre eine Überraschung, heißt es aus der IWF-Zentrale in Washington.
Es ist nicht nur die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, die Lagarde, Obstfeld und Kollegen Sorgen macht. Wie einen Intensivpatienten mit einer Adrenalin-Infusion hält Trump mit seiner prozyklischen Fiskalpolitik über Steuergeschenke und protektionistische Maßnahmen die größte Volkswirtschaft der Welt auf einem künstlichen Boomkurs.
Das könnte bis zum Jahr 2020 so gehen. Dann steht Trump zur Wiederwahl - und wichtige Teile seiner Steuerreform laufen dann aus. "Bisher wachsen die USA stark, gestützt durch eine prozyklische wirtschaftspolitische Expansion und noch immer lockere finanziellen Bedingungen", sagt Lagarde. Das könne aber zum Risiko werden.