Das Telefon-Revival
Wie Amazon Echo Ihr Büro erobert
"The Phone is already dead", ließ Microsoft-Visionär und Hololens-Boss Alex Kipman Anfang Mai 2017 verlauten. Die Tech-Plattform "Wired" veröffentlichte ungefähr zur selben Zeit einen Artikel mit der Überschrift: "It’s not just you - the lowly phone call is making a comeback". Die Basis des Artikels bildet in erster Linie das Wunschdenken von MIT-Wissenschaftlern und der US-Soziologin Sherry Turkle.
Könnte es tatsächlich sein, dass beide oben genannten Aussagen zutreffen? Ich meine ja. Konventionelle Festnetztelefone sind definitiv tot. Der Akt des Telefonierens jedoch ist für die Ewigkeit. Die Gründe, die mich zu diesen Aussagen bewegen, werden Sie eventuell überraschen:
Der Niedergang des Festnetztelefons?
Ich bekenne: Ich liebe Festnetztelefone. Sie liefern zuverlässig gute Sprachqualität, ganz ohne seltsame Verzögerungen, Ausfälle und die gewohnte, hundertfache Repetition des Satzes "Und wie ist es jetzt?!". Herkömmliche Telefone an einer TAE-Dose müssen auch nicht aufgeladen werden. Und man weiß immer, wo man sie findet. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um schnurlose Exemplare.
Echte Festnetztelefone (nicht zu verwechseln mit den VoIP-Abkömmlingen) "streamen" Sprache über eine unabhängige, zweiadrige Kupferleitung. Sie liefert auch gleichzeitig den Strom. Im Falle eines Blackouts funktioniert das Festnetztelefon also weiterhin. Wegen ihrer Zuverlässigkeit sind Festnetztelefone inklusive einer vorgeschalteten Telekommunikationsanlage auch ganz besonders gut für den Einsatz in Unternehmen geeignet. Wenn Sie an einem Schreibtisch sitzen, werden Sie dort ohnehin Ihre Telefonanrufe tätigen. Wieso also Zuverlässigkeit und Sprachqualität zu Gunsten von Mobilität aufgeben?
- Start well
Stellen Sie sich mit Vor- und Nachnamen vor und sagen Sie, worum es geht. "This is Thomas Müller from Munich, I'm calling about our appointment next week." Warten Sie ab, wie Ihr Gesprächspartner reagiert - im Zweifelsfall wird er den ersten Schritt machen, auf die Vornamen umzusteigen. - Give yourself time
Wenn ein Anruf überraschend kommt, sorgen Sie dafür, dass Sie sich kurz vorbereiten können: "Sorry, could I call you back in 15 minutes? I'm in a meeting at the moment." Dagegen kann niemand etwas sagen. - Say it again in your own words
Um sicher zu gehen, dass Sie über das Gleiche reden, fassen Sie das Gesagte kurz zusammen: "So what you're saying is ...", "If I understood you correctly, you're saying that ..." - Don't end too abruptly
Stellen Sie sich das Ende Ihres Telefonats wie die Landung eines Flugzeuges vor, die in mehreren Stufen vonstatten geht: "Thank you very much… that was very helpful ... it was nice talking to you ... I look forward to seeing you next week ... bye".
In den USA hat die Festnetztelefonie im Mai 2017 allerdings einen unheilbringenden Meilenstein erreicht: Zum ersten Mal seit 100 Jahren besitzt die Mehrheit der amerikanischen Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr. Eine Studie des amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigte, dass inzwischen 50,8 Prozent der US-Haushalte zur Kategorie "mobile only" gehören.
Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, was eine Gesundheitsbehörde mit Telefonen am Hut hat. Wie sich herausgestellt hat, geht die Akzeptanz konventioneller Festnetztelefonie beim Menschen statistisch mit einer im Allgemeinen geringeren Risikobereitschaft einher. Während die Mobile-Only-Generation in der Regel dem Risiko erliegt, zu viel zu trinken und zu rauchen, leben die Festnetz-Menschen wie abstinente Einsiedler. Das untermauern weitere Daten der Studie: 29 Prozent der Amerikaner ohne Festnetzanschluss neigen zum übermäßigen Alkoholkonsum, wohingegen nur 18 Prozent der Festnetz-Besitzer eine solche Vorliebe an den Tag legen. Wer dem Festnetz also abtrünnig geworden ist, stellt offensichtlich ein Gesundheits- und Sicherheitsrisiko dar.
Der Fluch konventioneller Telefonie
Wenn Festnetztelefonie qualitativ besser und zuverlässiger ist, warum wenden sich die Leute von dieser Technologie ab? Der entscheidende Faktor an dieser Stelle ist Bequemlichkeit. Und zwar in erster Linie für den Anrufer. Schließlich sind Festnetztelefone mit einem Ort verbunden, nicht mit einer Person. Man ruft als eine Örtlichkeit an, kein Individuum. Wenn jemand Sie erreichen will, ruft er auf Ihrem Mobiltelefon an und nicht das den Ort (Büro oder Zuhause), wo er Sie vermutet.
Einige Festnetz-Anhänger beschweren sich inzwischen schon, dass die einzigen Anrufe, die sie noch bekommen, Werbezwecken dienen. Schließlich erlaubt es ein Festnetztelefon in der Regel nicht so einfach wie ein Smartphone, Anrufe zu blockieren. Also geht der Spam-Regen weiter. Außer, man schafft das Festnetz ab oder schaltet eine teure TK-Anlage vor das Telefon. Darüber hinaus lassen sich über den Telefonanbieter bestimmte Anrufernummern sperren.
- Der Betonschädel
Ein 30-Jähriger marschiert versehentlich in eine frisch betonierte Fläche, während er eine Textnachricht schreibt. Danach will er den Anweisungen der Arbeiter nicht Folge leisten und muss von Sanitätern "entfernt" werden. - Der Schreckensbiss
Eine Katze beißt ihrer 63-jährigen Besitzern kurz entschlossen in den Mittelfinger. Der Grund: das (vermutlich laute) Klingeln des Mobiltelefons hatte den Stubentiger konsterniert. - Der Glückspilz
Ein 31-jähriger Mann erfreut sich gerade seines Festznetzanschlusses, als plötzlich ein Blitz im Haus einschlägt, durch die Telefonleitung wandert und dem armen Teufel einen Schlag versetzt. - Der Lachanfall
Ein 17-Jähriger wird während einer Facetime-Session mit einem Kumpel derart von einer Lachkolik erfasst, dass er mit Brustschmerzen in die Notaufnahme verbracht werden muss. - Der Satansbraten
Eine 57-jährige Frau wird von einem durch die Luft fliegenden Smartphone am Kopf getroffen. Das hatte ihr zweijähriger Enkel (vermutlich) versehentlich durch die Gegend geworfen. - Der Cliffhanger
Ein 28-Jähriger zieht sich Nackenverletzungen zu, als er mit seinem Auto von einer Klippe springt. Er hatte versucht, während der Fahrt den berüchtigten Aux-Eingang zu finden. - Das Stufenmodell
Eine 37-jährige Frau verletzt sich am Kopf, als sie ein Telefonat beendet. Aus Unachtsamkeit stolpert sie, fällt über neun Stufen und wird unsanft von einer Wand in Empfang genommen. - Die Schockdose
Eine 30-Jährige lässt ihr Handy versehentlich in eine Pfütze fallen. Als sie das nasse Smartphone ans Stromnetz anschließt, bekommt sie - überraschenderweise - einen elektrischen Schlag und muss ins Krankenhaus. - Das Apfel-Missverständnis
Ein Kind nimmt ein Smartphone-Ladekabel in den Mund und erleidet Verbrennungen an der Zunge. - Das Wipfelspiel
Der 19-jährige Freund einer Frau wirft deren Handy auf einen Baum. Als sie daraufhin auf den Baum klettert, fällt sie und verletzt sich am Kopf. - Das Lippenbekenntnis
Das Lippenpiercing eines 18-Jährigen verfängt sich in seinem Smartphone und wird in der Folge unsanft und unfreiwillig entfernt. - Der Ohrenschmaus
Einem 40-Jährigen bricht der In-Ear-Kopfhörer ab - während er sich im Ohr befindet. - Das Teenager-Rheuma
Ein 14-jähriges Mädchen klagt über starke Schmerzen im Handgelenk. Sie hatte einen ganzen Tag mit dem Verfassen von Textnachrichten verbracht. - Der Bluthund
Eine 61-Jährige lässt während eines Spaziergangs mit ihrem Hund ihr Handy fallen. Als sie es aufheben will, beißt das Tier zu und zieht seine Besitzerin zu Boden. - Der Finger-Fauxpas
Ein 17-jähriger Teenager bleibt mit seinem Finger in einem Smartphone-Case stecken. Das Greifwerkzeug schwillt daraufhin so stark an, dass er in der Notaufnahme befreit werden muss. - Der Verfolger
Ein Dieb stiehlt einem 17-Jährigen das Handy. Bei der Verfolgungsjagd per pedes stürzt der Teenager und zieht sich leichte Verletzungen zu. - Der Nagel-Albtraum
Eine 23-Jährige will ihr Mobiltelefon greifen und "hebelt" sich dabei einen Fingernagel aus dem Bett. - Die Zahnfee
Eine 15-Jährige wird von einem Basketball im Gesicht getroffen, während sie ein Smartphone bedient. Die junge Frau verliert dabei einen Zahn. - Das Multitasking-Malheur
Eine 38-jährige Frau stolpert und verletzt sich an der Hand, während sie mit dem Handy telefoniert und Wein trinkt. - Der Masken-Marathon
Eine 35-Jährige klagt über rote, juckende Stellen im Gesicht. Scheinbar hatte die Kombination aus kosmetischer Gesichtsmaske und Smartphone eine allergische Reaktion ausgelöst. - Die Fritten-Falle
Eine 42-Jährige verbrüht sich im Gesicht, als ihr Smartphone in eine - im Betrieb befindliche - Friteuse fällt. - Die Shopping-Sause
Eine 29-Jährige verletzt sich am Kopf, als sie - abgelenkt vom SMS-Schreiben - in einem Klamottenladen gegen einen Kleiderständer läuft. - Das Auge-um-Auge-Prinzip
Ein 37-jähriger Mann wird von einem fliegenden Smartphone am Auge getroffen. Nur vier Tage später wird der Mann erneut in der Notaufnahme behandelt: Sein Kind hatte ihn mit dem Ellenbogen an genau derselben Stelle getroffen. - Die Kettenreaktion
Eine 62-jährige Frau stolpert über ihr Telefonkabel und fällt anschließend in ihren Wäschekorb. Dabei verletzt sie sich an Fußgelenk und Hand. - Der "Wo ich schon mal da bin"-Effekt
Ein 23-Jähriger versucht in einer Krankenhaus-Lobby sein Smartphone aufzuladen. Dabei kugelt er sich die Schulter aus.
Das Smartphone hat aktuell die Nase vorn. Aber auch das schlaue Mobiltelefon ist zum Telefonieren nicht die beste Wahl. Der Akku stirbt, die Verbindung bricht ab, im Straßenverkehr sorgt es zunehmend für Gefahr. Die meisten Probleme und Hindernisse mit der Telefonie sind bei jeder Art von Telefonapparaten gleich: Ungewollte Marketing-Belästigungen, falsch verbunden, Streichanrufe und wenn man eine Nachricht hinterlassen möchte, dauert das Ewigkeiten. Ein Telefongespräch ist außerdem eine synchrone Kommunikationsform - und wir alle wissen, ist es oft ein schwieriges Unterfangen, jemals irgendjemanden "zur rechten Zeit" zu erreichen.
Einige von uns akzeptieren diese Einschränkungen - andere sehen stattdessen davon ab, zu telefonieren und sind auf Messaging-Dienste umgestiegen. Doch es gibt gute Nachrichten: Meiner Meinung nach werden all diese Probleme bald der Vergangenheit angehören.