CIO gewöhnt sich E-Mails ab
Wie Bayer MaterialScience Web 2.0 lebt
Der Auslöser war ärgerlich. Verschiedene Teams arbeiteten am gleichen Thema, ohne es zu wissen. Unnötige Doppelarbeiten waren die Folge - nicht selten in Konzernen der Größenordnung der Bayer Material-Science AG (BMS) mit knapp 15.000 Mitarbeitern an 30 Standorten. Auf jeden Fall ein guter Grund, aktiv zu werden. "Das war der Startpunkt", erinnert sich CIO Kurt De Ruwe.
Und noch ein Aspekt spielte für BMS eine wichtige Rolle für die Einführung eines Collaboration-Tools: der demografische Faktor. In dem Chemie-Konzern mit vielen gut ausgebildeten Mitarbeitern und einer großen Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist das Wissen in den Köpfen mehr als nur "Humankapital". Schon heute ist absehbar, dass in den nächsten zehn Jahren eine Reihe hoch qualifizierter Kollegen in den Ruhestand geht. "Ein Wissens-Management soll einer unserer Wege sein, um jüngeren Mitarbeitern ihre Erfahrungen zu vermitteln", sagt De Ruwe.
Gut zwei Jahre sind vergangen, seit BMS beschloss, gegenzusteuern. Die ersten Versuche, eine neue Software zu installieren, scheiterten, sowohl mit gekauften als auch mit eigens entwickelten Lösungen. "Die Mitarbeiter haben einige Monate damit gearbeitet, und dann ist die ganze Sache wieder eingeschlafen", berichtet De Ruwe.
Mehr Psychologie als Technik
BMS drohte das Schicksal vieler Unternehmen: Die Bemühungen um ein Knowledge-Management enden auf einem großen Datenfriedhof. Auch, weil Wissens-Management weniger mit Technik und mehr mit Psychologie zu tun hat. De Ruwe weiß das. "Die Technik trägt vielleicht zehn Prozent zum Gelingen bei", schätzt er. Dennoch: "Ein Tool ist wichtig, um das Vorhaben überhaupt umsetzen zu können."