Mehr Freiheit, mehr Chancen, mehr Geld
Wie CIOs IT-Fachkräfte ködern
Flexibles Arbeiten ist gefragt
Diese Konzentration auf das Thema "Qualifizierung" zeigt noch etwas anderes: Kaum ein Unternehmen hofft darauf, fertig ausgebildete Spezialisten frisch von der Uni rekrutieren zu können. Das gibt der Markt derzeit offenbar nicht her. Die meisten CIOs suchen daher allgemeine Fertigkeiten, die sie in der betriebseigenen Weiterbildung zu den gewünschten Fähigkeiten veredeln können. "Wir suchen Hochschulabgänger, die eine Affinität zum IT-Bereich haben", sagt etwa Gottfried Egger, CIO bei der MAN Nutzfahrzeuge AG. "Aber es es ist schon eine gute Voraussetzung, wenn jemand kommt, der sagt: Ich bin bereit zu lernen. Wenn er vernetzt denken kann und bereit ist, für den Job auch ins Ausland zu gehen, dann ist er für unsere IT ein guter Kandidat."
Wer früher von flexiblem Arbeiten gesprochen hat, meinte oft genug nur die Anforderung an die Mitarbeiter, mehr zu arbeiten oder mehr zu reisen. Das scheint sich zu wandeln, denn heute ist die Flexibilität ein ernst gemeintes Angebot an die Bewerber. So betont etwa Dirk Ventur von der Software AG: "Wir haben hochinteressante Arbeitszeit- und Gleitzeitmodelle. So ist ein Mitarbeiter beispielsweise nicht verpflichtet, während einer Kernzeit im Unternehmen zu sein." Auch Oliver Radtke von Gruner + Jahr legt seinen Schwerpunkt "ganz klar auf mehr Freiheit und flexibles Arbeiten". So sei sein Unternehmen beispielsweise für gute Elternzeitmodelle bekannt. "Wir haben einen eigenen Betriebskindergarten, bieten viele soziale Leistungen und - nicht zuletzt - ein sehr spannendes, gleichzeitig sehr flexibles IT-Umfeld."
Die Vielfalt der Aufgaben - auch das heben CIOs als Argument für Bewerber hervor. Erwin Pignitter von MTU sieht gar eine neue Definition von IT im Unternehmen: "Wir sind dabei, den Stellenwert der IT für das Unternehmen mehr in den Vordergrund zu rücken als in der Vergangenheit, und arbeiten nun daran, die Leistung der IT stärker als einen der wichtigsten Produktionsfaktoren unseres Unternehmens und nicht mehr nur als Sonderbetriebsmittel zu positionieren."
Vielfalt der IT erlebbar machen
Die Struktur des Unternehmens für IT-Mitarbeiter erlebbar machen - darauf setzt auch Daimler: "Als Konzern sind wir in sehr unterschiedlichen Bereichen unterwegs", betont Maria Riolo, beim schwäbischen Automobilhersteller Daimler für die weltweite Nachwuchsgewinnung und -entwicklung verantwortlich. "Von Smart bis Truck ist es ein weites Feld, und Finanzdienstleister sind wir ja auch noch. Entsprechend vielfältig ist die IT-Welt bei Daimler. Wenn sich ein Bewerber für uns entscheidet, kann er diese Vielfalt im Konzern mitgestalten - und zwar weltweit."
Die Globalisierung hebt auch Gerben Otter, CIO bei Adidas, heraus: "Als eines der weltweit führenden Sportartikelunternehmen können wir unseren Mitarbeitern eine Karriere rund um den Globus ermöglichen: Zum Beispiel startet man in Herzogenaurach, wechselt in den asiatischen Raum und geht danach in die USA." Bei Gruner + Jahr sieht man das - zumindest für Teilbereiche des Recruitings - interessanterweise ganz anders: "Wir bieten langfristige Perspektiven und setzen - ganz gegen den Trend auf dem Arbeitsmarkt - auf Sesshaftigkeit, vor allem bei den Seniorstellen", meint Oliver Radtke. "Wir haben tatsächlich Seniors auch darüber für Gruner + Jahr gewonnen, dass wir ihnen nach jahrelanger Reisetätigkeit im Consulting eine klare Perspektive in einem interessanten Umfeld geboten haben."