Karriere-Analysen

Wie man Chef eines DAX-Konzerns wird

07.09.2009
Von Klaus Werle

Doch mehr noch: Die Untersuchung öffnet auch den Blick nach vorn. Vor dem Hintergrund der empirischen Ergebnisse wurden die Aufsichtsräte im Dax gefragt, wie sich Kompetenzen und Karrierestationen der Vorstandschefs entwickeln werden. Welchen Anforderungen muss der Firmenprimus künftig gerecht werden? Und wie kann er die geforderten Fähigkeiten erwerben? Welche Lehren für den Aufstieg lassen sich daraus ziehen?

Zwei dominate Megatrends

Zwei Megatrends dominieren die Entwicklung: Kurzfristiges Shareholder-Value-Denken wird zugunsten nachhaltiger Wertsteigerung zurückgedrängt. Und die Globalisierung wird an Intensität weiter zunehmen. Entsprechend werden vor allem zwei Treiber Aufgaben und Profile des CEOs verändern, meint Patrick Schild, der Leiter der Studie: "Der Fokus verlagert sich vom Aktionär auf andere Stakeholder, insbesondere die Kunden. Und Internationalität, sowohl in der Ausbildung als auch im Beruf, wird weiter an Bedeutung gewinnen."

So ist zwischen 1988 und 2008 der Anteil ausländischer Vorstandschefs im Dax von 3 auf 23 Prozent gestiegen und wird weiter zunehmen. Der Anteil der CEOs mit Berufserfahrung im Ausland stieg von 23 auf 65 Prozent. "Das Amt wird noch viel offener und kommunikativer werden, auch in Richtung der nationalen und europäischen Politik", sagt Ex-Wirtschaftsminister Hans Friderichs, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende von Adidas . Persönliche Erfahrungen mit den Kulturen in ausländischen Märkten sind da unabdingbar.

Bei aller Begeisterung für die Macht der Worte erteilen die Aufsichtsräte dem schaumschlägerisch begabten Nur-Kommunikator allerdings eine klare Absage. Fundiertes Fachwissen bleibt nicht nur Trumpf - es wird sogar immer wichtiger. Denn anders als noch vor 20 Jahren erwächst die Stellung eines CEOs nicht mehr in erster Linie aus seiner hierarchischen Position. "Er muss täglich um Akzeptanz kämpfen und seine Leute motivieren, nur intensives Know-how bringt ihm den nötigen Respekt", sagt Rolf Krebs, der frisch gekürte Aufsichtsratschef von Merck . Das erfordert auch vom Vorstandsvorsitzenden ein immer tieferes Verständnis des Kerngeschäfts.

Wie der für seine Detailkenntnis berüchtigte Wenning kann man sich dieses Wissen von der Pike auf aneignen - doch in Summe sind Vorstandschefs ohne Studienabschluss wie Wenning oder René Obermann (Deutsche Telekom ) Exoten im Dax. Verändert haben sich aber die Fachrichtungen: Hatte 1988 noch fast die Hälfte der CEOs Jura studiert, ist dieser Anteil 2008 auf 19 Prozent gesunken - das Fach gilt als zu abstrakt für internationale ökonomische Zusammenhänge. Wirtschafts- sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften haben dagegen zugelegt und werden künftig weiter dominieren.

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