Nach dem Tod von Steve Jobs

Wie Steve Jobs in Apple weiterlebt

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

Gott weiß alles, Jobs weiß mehr

Es war wohl aber um 2005, als Apples Ingenieure eine Lösung für den Tablet-Computer präsentierten. Ein Prototyp, der auf ein modifiziertes OS X setzte, das man mit einem oder mehreren Fingern bedienen konnte, habe bei ihm um diese Zeit auf dem Schreibtisch gelegen, verriet Steve Jobs Anfang 2010. Was dann folgte, klingt glaubhaft, aber zumindest gut erfunden und in das Bild passend, das Apple gerne von sich gemalt sieht. Anstatt den Entwicklern den Auftrag zu geben, den Prototypen zur Serienreife zu entwickeln, soll Steve Jobs angeordnet haben, aus dem Konzept ein Telefon zu entwickeln.

Die Lehre für Apple und seine DNA: Wie kein anderer vermochte der Apple-CEO zu erkennen, wie sich Märkte entwickeln und den Kunden das zu geben, was sie wirklich wollen. Das ist der wesentliche Grund, warum alle Welt Jobs als Visionär bezeichnete und dessen Verlust betrauert. In der Computerindustrie genoss Jobs einen mit dem vom Henry Ford als Autobauer vergleichbaren Ruf. Diesem wird bekanntlich das Zitat zugeschrieben "Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt ‚schnellere Pferde’". Jobs verließ sich nicht auf das, was die Leute sagen oder Berater einflüstern - er kannte die Bedürfnisse der Kunden längst vor diesen. "Wir engagieren keine Berater - wir wollen einfach nur gute Produkte machen", erklärte Steve Jobs dem Magazin Fortune im Jahr 2008.

Nur ein einziges Mal habe Apple unter seiner FührungFührung auf Marktforschung gesetzt, verriet er im gleichen Interview. Analysten hätten für Apple die Retail-Strategie des Konkurrenten Gateway untersucht, um darin Fehler zu erkennen, die Apple mit seinen Stores nicht machen wollte. Zehn Jahre später betreibt Apple in elf Ländern weltweit über 350 Stores. Alles zu Führung auf CIO.de

Allwissend und allmächtig erschien Steve Jobs so Anfang 2010 der IT-Szene, als nach wochenlangen Spekulationen um einen Tablet-Computer das iPad auf den Markt kam. "Das letzte Mal, als es so ein großes Geschrei um eine Tafel gab, standen zehn Gebote darauf," kommentierte die New York Times. Ob Jobs sich davon geschmeichelt fühlte, ob er zur Selbstironie neigte oder ob er darin nur eine Betätigung seiner Unfehlbarkeit sah, kann man ihn nun leider nicht mehr fragen, jedenfalls ließ er es sich nicht nehmen, die Schlagzeile in seiner iPad-Präsentation zu zitieren. iGod. Überlebensgroß. Unfehlbar. Und dennoch sterblich. Götterdämmerung in Cupertino?

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