Explodierende Kosten, untaugliche Programme

Elf IT-Projekte im Sturzflug

18.11.2008
Von Nicolas Zeitler
Bei komplexen IT-Projekten kann einiges schief gehen. Der Kunde bindet sich an einen Anbieter, der untaugliche Lösungen liefert. Während der Entwicklung ändern sich die Anforderungen. Zeitdruck führt zu unausgegorenen Systemen. Wir dokumentieren einige spektakuläre Fälle.
Am Anfang stehen hohe Erwartungen, am Ende ist außer Spesen nichts gewesen: So erging es zum Beispiel der britischen Supermarktkette Sainsbury's, die 2003 unter einem fehlerhaften Barcode-Lesesystem zu leiden hatte.
Am Anfang stehen hohe Erwartungen, am Ende ist außer Spesen nichts gewesen: So erging es zum Beispiel der britischen Supermarktkette Sainsbury's, die 2003 unter einem fehlerhaften Barcode-Lesesystem zu leiden hatte.

Fehler zu machen ist mittlerweile vielerorts erlaubt - solange man aus dem Scheitern lernt und nicht derselbe Fehler mehrmals passiert. Auch in IT-Projekten fallen Späne, wo immer gehobelt wird. Jake Widman von unserer US-Schwesterpublikation Computerworld hat seine Lieblings-Fehler zusammengetragen.

IBM verrechnet sich

Die Reise durch die Geschichte der gescheiterten ProjekteProjekte beginnt 1956. Damals begann IBM an einem Rechner zu arbeiten, der der schnellste der Welt werden sollte. Fünf Jahre später war der IBM 7030 fertig, auch "Stretch" genannt. Das erste Exemplar lieferte der Hersteller an das nationale Forschungszentrum in Los Alamos aus. Der 7030 war seinerzeit der weltschnellste Rechner, in den Augen von Jake Widman aber dennoch eine gescheiterte Entwicklung. Alles zu Projekte auf CIO.de

Die Folgen des 7030-Projekts von IBM.
Die Folgen des 7030-Projekts von IBM.

Eigentlich war dem Labor Los Alamos ein Rechner versprochen worden, der 100 mal so schnell sein sollte wie das System, das er ersetzte. Doch der Stretch war nur 30 bis 40 mal schneller. Statt geplanter 13,5 Millionen US-Dollar konnte IBMIBM dafür nur 7,8 Millionen in Rechnung stellen - weniger, als die Herstellung gekostet hatte. Nach neun Verkäufen stoppte das Unternehmen die Auslieferung. Immerhin konnte IBM für spätere Entwicklungen Nutzen aus dem 7030-Projekt ziehen. So wurde hier zum Beispiel erstmals das Pipelining erprobt, ein noch in heutigen Prozessoren übliches Prinzip für die Abarbeitung von Befehlen über eine Art Fließband. Alles zu IBM auf CIO.de

Kaum Nachfrage nach Bildschirmtext

Der Dienst Viewtron des Medienkonzern Knight-Ridder ist für Jake Widman ein weiteres Paradebeispiel für ein gescheitertes IT-Projekt. Das 1983 in Florida gestartete Bildschirmtextsystem sollte eine Informationsquelle für Zuhause sein. Über Terminals mit Farbanzeige sollten die Empfänger Bankdienste nutzen oder auch Nachrichten lesen. Doch die Nachfrage blieb gering. Die Terminals kosteten anfangs 900 Dollar, später wurde der Preis auf 600 Dollar gesenkt. Dennoch abonnierten nur 20.000 Kunden die Dienste. 1986 stelle Knight-Ridder Viewtron ein. Die Zeit des Bildschirmtext war damals bereits vorbei.

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