Projektmanagement


Resiliente Projektorganisation

6 Dimensionen komplexer Projekte

Stephanie Borgert ist Business Coach und Trainerin bei ihrem Unternehmen DenkSystem mit Sitz in Münster.

6. Wissen

Ein Merkmal komplexer Systeme ist die Intransparenz. In einem hochgradig vernetzten Projekt mit vielen Wechselwirkungen schafft es selbst der erfahrene Projektmanager nicht mehr das Gesamtsystem kognitiv zu erfassen. Er braucht eine Fähigkeit, die jeder Mensch besitzt, die aber leider selten trainiert wird: die Intuition. Gemeint ist hier aber nicht allein seine eigene Intuition, sondern die kollektive.

Sich auf die Intuition eines Einzelnen zu verlassen, kann schnell zu Fehlentscheidungen führen. Die kollektive Intuition dagegen ist ein mächtiges Instrument, um in komplexen Kontexten Entscheidungen treffen und damit das Projekt managen zu können. An der Stelle, an der wir über Komplexität reden, müssen wir uns auch mit Freiraum und Innovation beschäftigen. Wenn die Entscheidungen nicht mehr allein durch Analysen der Experten vorbereitet werden können, dann sind neue Lösungswege möglich und nötig. Innovation also.

Was hat das jetzt mit Freiraum zu tun? Benötigen Sie neue Ideen, Konzepte, Lösungen, dann brauchen die Mitarbeiter dazu den Freiraum diese auch denken zu dürfen. Das bedeutet zum einen, dass auch Ungewöhnliches, Quergedachtes vom Team eingebracht werden darf. Zum anderen brauchen die Mitarbeiter auch einen zeitlichen (ggf. örtlichen) Rahmen, in dem "außerhalb der Ordnung denken" gewünscht ist. Je mehr und öfter das erlaubt ist und trainiert wird, desto schneller werden im Falle von Projektkrisen verschiedene Lösungsszenarien entstehen können.

Es gibt keine Richtwerte für Resilienz

"Resilienz im Projektmanagement: Bitte anschnallen, Turbulenzen. Erfolgskonzepte adaptiver Projekte", erschien im SpringerGabler Verlag.
"Resilienz im Projektmanagement: Bitte anschnallen, Turbulenzen. Erfolgskonzepte adaptiver Projekte", erschien im SpringerGabler Verlag.
Foto: Springer Gabler Verlag

Jetzt wäre es wahrscheinlich sehr nett und praktikabel, wenn für jede Dimension ein Richtwert für resilient / nicht resilient existieren würde. Daraus ließe sich dann der eigene Projektwert ermitteln und ablesen, wie gut oder schlecht es um die Adaptivität gerade steht. Hier muss ich Sie enttäuschen. Jedes Projekt bewegt sich auf einer Achse innerhalb jeder Dimension. Eine Aussage über die "Güte" der Platzierung und die Möglichkeiten zur Steigerung der Resilienz lassen sich nur im jeweiligen Projektkontext machen.

Damit Sie die aktuellen Standpunkte Ihres Projekts dediziert bestimmen können, finden Sie die ausführliche Beschreibung des H.A.P.-Modells, dessen grundlegender Konzepte und einen (individuell zu interpretierenden) Selbsttest im Buch "Resilienz im Projektmanagement".

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