Für Mail-Junkies, Manager und Vegetarier
Buchtipps zum Weihnachtsfest
Familiengeschichten
„Was wäre wenn" ist ein interessantes, manchmal gefährliches Gedankenspiel, wenn verpasste Chancen allzu lange die Gegenwart überschatten. Doch für einen Roman eignet sich die Idee hervorragend. Der israelische Schriftsteller Eshkol Nevo packt noch die Themen „Familie" und „Schicksal" dazu und verwebt die Lebensläufe seiner drei Protagonisten geschickt miteinander. Entstanden ist ein spannender Roman, der die besondere Lebenssituation junger Israelis beschreibt und universelle Themen behandelt, die alle Menschen berühren.
Fazit: Dicker und anregender Schmöker mit Tiefgang.
Eshkol Nevo: Neuland. Deutscher Taschenbuchverlag, München, 2013. 637 Seiten, 24,90 Euro.
Der Chef spricht
Der Geschäftsführer der IT-Beratung Noventum in Münster erzählt in „Glücklich führen" seinen Karriereweg, spricht über seine Überzeugungen, die ihn als erfolgreichen Manager auszeichnen. Weshalb er sich als schlauer Schüler für ein Informatikstudium entschied, wie berufliche Stationen ihn prägten und wie er heute sein eigenes Unternehmen leitet, all das erfährt der geneigte Leser von Uwe Rotermund selbst. Er schildert diesen Weg in einer authentischen Sprache, die sich an den Traditionen der mündlich erzählten Geschichte orientiert. Lebensnah berichtet er über seine Familie und die sieben Kinder, seine Überzeugungen und Maximen als Chef sowie über das gesellschaftliche Engagement des Unternehmens. Die Arbeit des erfolgreichen Münsteraners wird regelmäßige mit Auszeichnungen wie „Great Place to Work" gewürdigt. Für Rotermund ist das eine zusätzliche Bestätigung, dass sein eingeschlagener Kurs der richtige ist.
Fazit: Authentische Informationen eines erfolgreichen IT-Managers aus erster Hand und garantiert ohne Ghostwriter verfasst.
Uwe Rotermund: Glücklich führen. Schritt für Schritt zu ausgezeichneter Unternehmenskultur. Noventum Consulting GmbH, Münster, 2013. 311 Seiten 31,90 Euro. ISBN 978-3000432477.
Gebrochene Biografien
Im Hanser Verlag erschien in diesem Jahr W.G. Sebalds vielgerühmter Erzählband „Die Ausgewanderten" über vier Auswanderer in einer schön gestalteten Neuausgabe. Der 1944 im Allgäu geborene und 2001 in England verstorbene Autor lebte viele Jahre als Literaturwissenschaftler und Schriftsteller in England, war also selbst ein Auswanderer. Doch in den vier Geschichten geht es um andere, die alles zurück lassen mussten, um sich auf den Weg in eine ungewisse Zukunft zu machen. Ein wirklicher Neuanfang in der Ferne gelang ihnen nicht. Der Ich-Erzähler rekonstruiert aus Gesprächen mit deren Freunden, aus Erinnerungen, aus Tagebüchern und Fotoalben deren Leben, besucht die Orte, die das Leben der vier Männer prägten. Auch wenn die Biografien fiktiv sind und sich allenfalls an realen Personen orientieren, so schadet das den Porträts keineswegs. Exemplarisch zeigt er, wie die Protagonisten aus dem provinziellen Deutschland in die Schweiz, nach Frankreich, England, New York und Jerusalem aufbrachen und doch mit schwerem Gepäck reisten. Denn so unterschiedlich ihr vorheriges Leben auch war, jeder zerbricht schließlich auf andere Weise an seiner eigenen, deutschen Vergangenheit.
Fazit: Ein eindrückliches Buch, wie die Gräuel der deutschen Geschichte vier Menschen langsam zerstörten und in den Tod trieben.
W.G. Sebald: Die Ausgewanderten. Hanser Verlag, München, 2013. 349 Seiten, 24,90 Euro.
Die Zukunft des Planeten
„Die Welt ohne uns" war ein Besteller. Darin entwarf der amerikanische Wissenschaftsjournalist Alan Weisman ein Zukunftsszenarium der Erde ohne uns Menschen. In seinem neuen Buch setzt er sich wieder mit der Zukunft auseinander, dieses Mal unter dem Fokos der Überbevölkerung. Das rasante Bevölkerungswachstum bringt die Erde in existenzielle Nöte: zu viele Menschen, zu viel Müll, zu wenig zu Ressourcen für alle. Weisman bereiste 20 Länder mit der Frage im Gepäck, wie andere Nationen mit dem Problem umgehen: Angefangen von Chinas Ein-Kind-Politik über Geburtenkontrolle in Iran bis hin zu humaneren Ansätze für diese schwierige Frage.
Fazit: Ein gut lesbares Sachbuch, das sich der schwierigen Frage der Bevölkerungsexplosion widmet.
Alan Weisman: Countdown. Hat die Erde eine Zukunft? Piper Verlag, München, 2013. 572 Seiten, 24,99 Euro.
Wer sind hier die Guten?
Die Münchner Sicherheitskonferenz eignet sich hervorragend als Plot für einen Krimi und das Münchner Westend als Schauplatz düsterer Terrorgruppen klingt ebenfalls vielversprechend. Doch da gibt es ein Problem: Einer der beiden Polizisten, die nachts eine Wohnung der vermeintlichen Terroristen beschatten sollen, gleicht selbst einer tickenden Zeitbombe. All seine Aufmerksamkeit widmet er der Frage, wo er seinen nächsten Schuss Heroin kaufen kann. Schon nimmt die Geschichte an Fahrt auf und in der sonst so beschaulichen Isarmetropole entwickelt sich eine neue Dynamik, die Klischees von ehrgeizigen Staatsanwältinnen mit Migrationshintergrund und drogenabhängige Bullen ganz neue Facetten hinzu fügt. Verbrecherjagd auf bayerisch eben.
Fazit: Gut geschrieben, spannend zu lesen und für Krimifans eine willkommene Abwechslung, auch das Münchner Westend hat düsteres Potenzial.
Georg M. Oswald: Unter Feinden. Piper Verlag, München, 2013. 246 Seiten, 8,99 Euro.
Grünes Gemüse
Der Veggi-Day war im diesjährigen Wahlkampf zwar eine Pleite, trotzdem fasziniert viele die Idee einer fleischarmen Ernährung. Schließlich muss nicht täglich ein argentinische Steak auf den Teller, das mindestens 30 Flugstunden hinter sich hat. Das Zukunftsinstitut lieferte auch gleich das passende Etikett für Menschen, die wenig Fleisch essen und bezeichnete die Teilzeit-Vegetarierer als „Flexitarier". Diesen Novizen sei „Vegetarisch für Faule" empfohlen, denn der Autor Martin Kintrup spezialisiert sich in seinem schmalen Kochbuch auf einfach kochbare und schnelle Rezepte, für die angehende Vegetarier höchstens 30 Minuten am Herd stehen müssen. Mit einem kleinen Vorrat an Grundnahrungsmitteln und ergänzt um frische Zutaten, lassen sich fleischlose und vitaminreiche Gerichte im Handumdrehen zaubern. Außerdem reichen die 100 vorgestellten Rezepten, um möglicherweise Gemüse auf den Geschmack zu kommen.
Etwas aufwändiger und komplizierter funktioniert dagegen die vegane Küche. Die Autorin und überzeugte Veganerin Nicole Just erklärt gut, wie sich tierische Produkte wie Milch, Eier oder Honig durch pflanzliche ersetzen lassen. In dem schön gestalteten Buch gibt es viele Tipps für Profis, die auch vor aufwändigen Rezepten nicht aus der Küche flüchten. Anfänger können sich dagegen einen schnellen Überblick verschaffen, wie bunt und reichhaltig Gerichte ganz ohne tierische Produkte daher kommen. Einige der rund 100 Rezepte eignen sich auch für Eilige.
Fazit: Vegetarisch und gesund leben ist in. Die beiden Bücher zeigen ein breites Spektrum an Rezepten, die auch passionierte Schnitzelfritzen in Versuchung führen könnten.
Martin Kintrup: Vegetarisch für Faule. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2012. 144 Seiten, 14,99 Euro.
Nicole Just: La Veganista. Lust auf vegane Küche. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2013. 192 Seiten, 16 ,99 Euro.