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Offshore in Armenien

Das Cobol-Mekka heißt Eriwan

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Die ehemalige Sowjetrepublik Armenien bietet als Offshore-Standort in einigen Bereichen erstaunliche Perspektiven. Hier lag das ehemalige Zentrum der UdSSR-Computerforschung. Dennoch wird die Kaukasus-Republik ein exotischer Fleck auf der Offshore-Landkarte bleiben.
Richard Bezjian, Geschäftsführer, Energize Global Services: "Die Leute sind so froh über den Job, dass ihre Motivation und ihr Einsatz kaum zu überbieten sind."
Richard Bezjian, Geschäftsführer, Energize Global Services: "Die Leute sind so froh über den Job, dass ihre Motivation und ihr Einsatz kaum zu überbieten sind."

Die Damen und Herren sitzen vor Flachbildschirmen in einem Büro am Rande Eriwans. Sie sind zwischen 50 und 65 Jahre alt, viele von ihnen haben sich die vergangenen Jahre als Taxifahrer, Haushaltshilfen oder Putzfrauen durchgeschlagen - wenn sie nicht ganz ohne Arbeit waren. Aber es handelt sich nicht um einen Computerkurs für Senioren: Die etwas in die Jahre gekommenen Herrschaften sind hoch qualifizierte Programmierer - spezialisiert auf Mainframe-Technologie.

Auf den Bildschirmen vor ihnen steht Cobol-Code oder Mainframe-Assembler, den sie für deutsche Firmen anpassen und weiterentwickeln. "Viele große Unternehmen haben Legacy-Applikationen im Einsatz, oft sogar Kernanwendungen, die an neue Anforderungen angepasst werden müssen“, sagt Ulrich Engelhardt, Leiter des Bereichs Systemintegration und Consulting bei dem IT-Service-Provider Atos Origin. Auf seine Initiative geht die Zusammenarbeit mit dem armenischen Partner Energize Global Services (EGS) im Offshore-Center in Eriwan zurück. "Gerade mit dem Trend zu Service-orientierten Architekturen entsteht die Notwendigkeit, Legacy-Applikationen in flexible IT-Landschaften zu integrieren. Und dafür bedarf es fundierten Know-hows in alten Host-Technologien", sagt Engelhardt. Er rechnet mit mindesten 20 bis 25 Jahren, in denen noch Mainframe-Know-how gefragt sein werde. "Wir sehen, dass unsere Kunden noch über viele Jahre auf die altbewährten Applikationen zugreifen werden, weil sie die Komplexität der Kompletterneuerung der Architekturen fürchten."

Aber es sind nicht nur Mainframe-Anwendungen, die in Armenien programmiert werden. Das Internet-Portal Lycos ist IT-Pionier in der Kaukasus-Republik. Schon seit 2002 ist das Unternehmen hier vertreten, anfänglich mit 40 Mitarbeitern. Heute ist Lycos mit rund 230 Leuten die größte europäische Software-Company im Land. "Anfänglich wurde in Armenien nur programmiert. Inzwischen haben wir weitere Teile der Wertschöpfung - bis hin zum Operations-Management und Service-Desk nach ITILITIL – hierher verlagert", sagt Michael Seiger, CTO und Geschäftsführer Technology bei Lycos Europe. Bei ihm sind vor allem Qualifikation im Bereich Open SourceOpen Source und moderne Internet-Technologien gefragt: C, C++, Java, Linux, MySql und oder PHP gehören zum selbstverständlichen Rüstzeug seiner Mitarbeiter. Alles zu ITIL auf CIO.de Alles zu Open Source auf CIO.de

Pro-Kopf-Einkommen von 150 Euro

Aber warum Armenien? Die ehemalige Sowjetrepublik im Südkaukasus, die im Süden an die Türkei und im Norden an Georgien grenzt, ist nicht unbedingt als Offshore-Standort berühmt. Seit 1991 unabhängig, liegt nach Jahren wirtschaftlichen Niedergangs das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen heute noch unter 150 Euro pro Monat.

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