Internet

Die kreativen Zerstörer

16.07.2007
Von Christian Rickens

Es sind Fonds-Gesellschaften wie Draper Richards, die den neuen Web-Helden ihre Feldzüge finanzieren. Hartenbaum war der erste Wagnisinvestor bei Skype. Mit dem Verkauf an Ebay hat er seinen Einsatz vertausendfacht. "Wer das Geschäftsmodell einer ganzen Branche auf den Kopf stellt, der zieht viele Nutzer an", erläutert Hartenbaum sein Kalkül. "Unter Wagniskapitalgebern herrscht die Auffassung: Diese Nutzer werden sich schon irgendwie zu Geld machen lassen - auch wenn wir zum Zeitpunkt des Investments noch nicht wissen, wie."

Die Kalkulation der Wagniskapitalmanager geht bereits auf, wenn jedes fünfte Investment ein Volltreffer wird. Selbst Start-ups ohne tragfähiges Geschäftsmodell können Gewinn einbringen, wenn sie sich an einen der großen Internetkonzerne verkaufen lassen. "Jeder unserer Anleger hat schon einmal von Skype gehört", sagt Hartenbaum. "Wenn wir das Geld unserer Kunden hingegen in eine unbekannte neue Fertigungstechnologie investieren wollen, müssen wir deutlich mehr Überzeugungsarbeit leisten."

Überzeugungsarbeit, für die immer weniger Zeit bleibt: Bisweilen haben Wagniskapitalgeber nur noch Stunden, um zu entscheiden, ob sie bei der Finanzierungsrunde eines vielversprechenden Start-ups mitmachen - oder ob die Konkurrenz zum Zug kommt. Hartenbaum: "Es drängen eben immer mehr Spieler ins Geschäft."

Frontalangriffe auf herkömmliche Internet-Portale

Mit seinen Millionen finanziert Martin Varsavsky Start-ups, die etablierte Konzerne angreifen - und eines Tages die teuren UMTS-Netze überflüssig machen könnten.
Mit seinen Millionen finanziert Martin Varsavsky Start-ups, die etablierte Konzerne angreifen - und eines Tages die teuren UMTS-Netze überflüssig machen könnten.

Einer dieser neuen Spieler trägt Strickjacke und sitzt im Wohnzimmer seiner weißen Villa im Madrider Prominentenvorort La Moraleja. Martin Varsavsky (46) wurde zum Milliardär mit den Telefonfirmen Jazztel und Viatel, die er in den 90er Jahren gründete und zum richtigen Zeitpunkt an die Börse brachte. Heute verkörpert der Argentinier mit polnischen Ahnen so etwas wie den Paten des europäischen Internets: in rund ein Dutzend Start-ups hat er investiert, von Zennströms Fernsehdienst Joost bis zu einer Eigengründung names Fon.

Mit Fon will Varsavsky die unzähligen privaten Datenfunknetze im sogenannten WLAN-Standard zu einem flächendeckenden Netz zusammenschließen. Ein hochriskantes Unterfangen, das im Erfolgsfall aber die Milliarden teuren UMTS-Investitionen der Mobilfunkfirmen infrage stellen würde. Denn die Fon-Mitglieder könnten dann überall auf der Welt drahtlos und gratis im Internet surfen, wenn sie im Gegenzug ihren WLAN-Anschluss mit anderen Fon-Nutzern teilen. Einer der Aufsichtsräte bei Fon heißt übrigens Niklas Zennström. Die kreativen Zerstörer sind untereinander vernetzt wie die Deutschland AG in ihren besten Tagen.

Zur Startseite