Internet

Die kreativen Zerstörer

16.07.2007
Von Christian Rickens

MySQL-Chef Marten Mickos wirkt ebenso wenig rebellenhaft wie Niklas Zennström. In seinem Büro in Palo Alto läuft der 44-jährige Finne in der inoffiziellen Arbeitsuniform des Silicon Valley herum: hellblaues Oberhemd und Khakihosen. Und doch dürfte neben Zennström kein anderer der kreativen Zerstörer so viel bewirkt haben wie Mickos. "Ich fühle mich wie Charlie Chaplin im Film 'Moderne Zeiten'", sagt er. "Irgendjemand hat mir eine rote Fahne in die Hand gedrückt, und jetzt bin ich wider Willen der Anführer des Aufstands."

Als die MySQL-Software entwickelt wurde, war den Gründern schnell klar: Auf konventionellem Weg würden sie niemals gegen die Wettbewerber IBMIBM , Microsoft und OracleOracle bestehen. Mickos: "Den Quellcode zu öffnen und unsere Software zu verschenken war die einzige Chance, in den Markt zu kommen." Die Strategie verfing, zumindest was die Nutzerzahlen betrifft: Über 70 Millionen Mal ist die Datenbank-Software bislang von der MySQL-Website heruntergeladen worden. Die Wettbewerber sehen sich inzwischen sogar gezwungen, MySQL nachzuahmen und abgespeckte Versionen ihrer Datenbanken zu verschenken. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de

Die Umsätze, die MySQL mit allerlei Service-Leistungen rund ums kostenlose Kernprodukt verdient, nehmen sich allerdings bescheiden aus: 40 Millionen Euro pro Jahr, bei leichten Verlusten, "aber nur wegen des raschen Wachstums", versichert Mickos.

Dank Firmen wie MySQL können die neuen Internetstars ihre Kundenmassen zu minimalen Kosten verwalten - während es für die etablierten Wettbewerber viel zu aufwendig wäre, ihre über die Jahre gewachsene IT-Infrastruktur auf Open SourceOpen Source umzustellen. Alles zu Open Source auf CIO.de

Neben geringen Kosten sorgt noch ein zweiter Faktor für den Boom der kreativen Zerstörer: Geld im Überfluss. "Es konkurriert immer mehr Wagniskapital um die vielversprechenden Start-ups", sagt Howard Hartenbaum, Partner bei Draper Richards in San Francisco. Ein Firmenname, der in der Wagniskapitalbranche einen ähnlichen Klang besitzt wie das "Bangkok Oriental" unter Hoteliers.

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