Management und Verantwortung
Eitelkeit, Gier und zu viel Ehrgeiz
Das soll nicht heißen, dass man als Manager generell gierig ist. Aber wer nicht über sich selbst reflektiert, dem fehlt zwangsläufig ein großer Teil Selbstakzeptanz. Wem der Selbstwert fehlt, der muss das Defizit mit Materiellem füllen oder mit äußerer Anerkennung. Gier ist ein klares Zeichen von mangelnder Selbstachtung. Wer gierig ist, zeigt seine Angst, zu kurz zu kommen.
Was treibt dann Manager an, Karriere zu machen?
Mansfeld: Natürlich ist es ein starker Antrieb, viel Geld zu verdienen. Wenn der Antrieb aber zur Gier wird, kommt es zur Fehlleitung der Leistungsbereitschaft. Ein solches System führt in den meisten Fällen zum Scheitern.
Wenn Gier das Substitut von Leere ist, kann dann richtig verstandene Verantwortung erfüllend sein?
Mansfeld: Viele Manager haben ein großes Bedürfnis der Selbstdarstellung. Verantwortungsbewusste Manager sind souverän. Die wissen, was sie können, haben strategische Ziele und brauchen nicht die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit.
"Antriebe, die ihre Kraft aus der Neurose schöpfen"
Ist Verantwortung erlernbar?
Mansfeld: Manager müssen darüber nachdenken, warum sie tun, was sie tun. Und vor allem: für wen. Sie müssen sich entscheiden, ob sie den Weg zu sich selbst gehen oder auf der Promenade wandeln, dem Publikum zugewandt. Sie sollten erforschen, warum sie so viel Geld verdienen wollen. Warum öffentliche Anerkennung, Status und Macht für sie so wichtig ist.
Ehrgeiz, Gier, Eitelkeit und Materialismus sind Antriebe, aus denen Menschen viel Kraft schöpfen. Mit hehren Ansprüchen kommen Manager nicht weit.
Mansfeld: Eitelkeit, Gier, überzogener Ehrgeiz und ungezügelter Materialismus sind Antriebe, die ihre Kraft aus der Neurose schöpfen. Demgegenüber gibt es einen Antrieb des Menschen auf der Ebene des gesunden Egoismus, mehr zu erreichen. Jedem Manager ist es freigestellt, welchem Antrieb er folgt. Mehr Geld ist doch nichts anderes als die Möglichkeit zu mehr Konsum. Da sollte man sich als Manager schon mal fragen: Wie viel Konsum braucht ein Mensch?