Fusion ohne Konfusion
WERNER-JÜRGEN SCHMITT ist nicht zu beneiden. Nach monatelangem Übernahmekampf musste der CIO von FAG Kugelfischer im Herbst erleben, wie sein Arbeitgeber unfreiwillig von der INA Holding Schaeffler geschluckt wurde. Zwar soll FAG als Teil des neuen Konzerns selbstständig und das Führungsteam an Bord bleiben; doch dass nach der IT-Umstrukturierung tatsächlich zwei IT-Chefs benötigt werden, bezweifeln die Kollegen bei FAG. "In Schmitts Haut möchte ich jetzt nicht stecken" heißt es im Schweinfurter Unternehmen.
So wie Schmitt geht es zurzeit vielen IT-Leitern in Deutschland. Der Trend zur Fusion ist ungebrochen: 2170 Unternehmen wagten vergangenes Jahr - oder machten gezwungenermaßen - den Schritt in die Firmenehe. Laut M &A Review und dem Institute for Mergers & Acquisitions sind das zehn Prozent mehr als noch 2000. Nachdem die großen Hochzeiten gefeiert waren, gingen nun vor allem mittelständische Unternehmen zusammen, sagt Stephan Jansen, Gründer des Institute for Mergers & Acquisitions an der Universität Witten/Herdecke.
Mehr als die Hälfte der Firmenzusammenschlüsse scheitert; das ergab eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Und daran ist die IT nicht unschuldig: "In 58 Prozent der fusionierten Firmen gibt es Probleme mit der IT - sie kann die Gesamtintegration massiv behindern" hat Johannes Gerds beobachtet, der als Senior Manager der Beratungsgesellschaft Accenture die Post- Merger-Strategien von 120 Fusionspartnern untersuchte. "Die IT-Barrieren werden vollkommen unterschätzt."
Dirk Ventur braucht sich diesen Schuh nicht anzuziehen; ihm war die Schwere seiner Aufgabe wohl bewusst. Als CIO musste er die Anwendungen und Systeme von Degussa-Hüls und der SKW Trostberg zur IT des neuen Spezialchemiekonzerns Degussa zusammenführen. Das ist geschehen, aber Ventur ist nicht mehr da.