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Fixe Budgets haben ausgedient

Ganz nah am Markt

Aktuelle Zahlen? Ja. Untereinander vergleichen? Ganz wichtig. Zukunftsspekulationen? Nein. Ohne Budgets führt Erich Harsch, Geschäftsführer des Karlsruher Drogeriemarkts dm, seit Jahren erfolgreich sein Geschäft.

Das Geschacher beginnt Monate vor dem Jahresabschluss. Abteilungschefs verhandeln künftige Budgets mit der Geschäftsführung. Unzählige Male revidiert und angepasst stehen sie dann für ein Jahr – in Stein gemeißelt. „Viele Unternehmen stöhnen über mühsame und aufwändige Budgetierungsprozesse“, kommentiert der Geschäftsführer des Controller Vereins Conrad Günther. Und er fordert, die Planung zu straffen: „Es geht nicht darum, überhaupt keine Budgets mehr zu machen, sondern bessere“. Bloß wie? Mit „better budgeting“ meint Günther, was neben der Verbesserung der Prozesse vor allem eine Verkürzung der Budgetzeiten bedeutet.

Erich Harsch geht noch einen Schritt weiter und sagt: „Keine Budgets, keine Zielsetzungen“. Der Geschäftsführer IT des Karlsruher dm-Drogerie-Marktes ist davon überzeugt, dass Ziele, die „von oben“ gesetzt werden, sowieso nicht so konsequent verfolgt werden. Er setzt auf eine „Eigenverantwortungskultur“ – spricht von einer Bottom-up-Planung aus den Filialen heraus, dezentral. Das unterstützt er auch in Funktion des Verantwortlichen der IT-Tochter Filiadata etwa seit Ende der 90er-Jahre durch ein modernes Data Warehouse, aus dem unter anderem Filialmitarbeiter und Lieferanten Monat für Monat 300 000 Reports ziehen. Jeder vierte Bericht geht in die Filialen, die daraufhin ihre Sortimentsabverkäufe einzelner Warengruppen mit anderen der über 1500 dm-Filialen vergleichen können. „Die Filialleiter gucken nicht in den eigenen vier Wänden, sondern haben direkt eine Relativierungsmöglichkeit mit anderen dm-Märkten“, erläutert Harsch, der die Filialleiter in der Holschuld sieht, sich die nötigen Informationen eigenverantwortlich aus dem System zu beschaffen.

Unbürokratische Konsequenzen

Und wenn nötig, schnell und unbürokratisch die Konsequenzen daraus zu ziehen – wie kürzlich eine Filiale im Badischen. Gegen den landesweiten Trend waren die Verkäufe von Alnatura-Produkten zurückgegangen. Harsch, in einer Matrixfunktion für IT und für diese Vertriebsregion zuständig, diskutierte mit dem Filialleiter die negative Entwicklung. Grund: Probleme in der „baulichen Physis“, der Regalanordnung, sodass die Kunden die Produkte schlicht oft übersehen haben. Nachdem zwei gegenüberliegende Regale mit den Alnatura-Produkten gefüllt waren, entwickelte sich der Verkauf dann wieder wie erwartet positiv. Die Ausrede „Das hat mir keiner gesagt“ gibt es bei dm nicht mehr.

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