Wachstumsfelder des Internetkonzerns
Google will Android überall
Erfolgsgeschichte mit Schönheitsfehlern
Doch diese auf den ersten Blick beeindruckende Erfolgsgeschichte hat ein paar Schönheitsfehler. Einer davon ist ausgerechnet die Welle neuer Android-Geräte fernab des Kerngeschäftes. Denn weil die Hersteller die Basisversion des Betriebssystems nach Gusto umstricken dürfen, können sie auch entscheiden, welche von Googles Diensten der Anwender dabei nutzen kann - oder eben auch nicht.
Das ist für den Internet-Konzern brisant. Denn natürlich hat Google sein Betriebssystem nicht aus Altruismus freigegeben. Vielmehr wollen die Kalifornier so möglichst viele potenzielle Menschen erreichen: Sie sollen die Such- und E-Mail-Dienste nutzen und dem Web-Riesen so Informationen über ihre Interessen offenbaren, sie sollen sich all jene Online-Anzeigen ansehen, mit denen Google Jahr für Jahr Milliarden Dollar umsetzt. Genau das aber gelingt häufig nur eingeschränkt oder auch gar nicht mehr, wenn externe Entwickler Android nach eigenem Geschmack modifizieren.
Besonders radikal gehen die Entwickler des Kindle Fire zu Werke. Dort arbeitet Android komplett im Verborgenen, denn Amazon hat dem E-Book-Reader kurzerhand eine eigene Bedienoberfläche verpasst. Die sperrt nicht nur die meisten Dienste von Google aus, sondern verhindert auch den Zugriff auf dessen App-Laden, den Play Store. Das schmerzt, denn der Internet-Konzern verdient über die Provisionen an allen Verkäufen kräftig mit.
Ähnlich, wenn auch nicht ganz so radikal, gehen die Spieleentwickler von Ouya und Huawei zu Werke. Die haben ihren Daddel-Kisten ebenfalls eigene Benutzeroberflächen verpasst. Aber immerhin können die Besitzer auch auf die darunter liegende Android-Plattform umschalten. Der direkte Zugang zum Play Store ist dem Nutzer aber auch bei der Ouya-Box verbaut.
Und auch im Falle der Philips-Fernseher begrenzt der Hersteller den allzu direkten Zugriff von Google auf die vermarktbare Datenquelle Fernsehzuschauer. Zwar kann der TV-Besitzer Googles Suche nutzen oder sich beim Play Store anmelden, um neue Apps auf seinen Bildschirmriesen zu laden. Doch die für Googles Anzeigengeschäft so interessanten Sehgewohnheiten der Zuschauer übermitteln die SmartTVs nicht an den Internet-Konzern. "Es werden keine Informationen zum Fernsehverhalten über die Android-App-Plattform weitergegeben", versichert Volker Blume, der technische Produktmanager Philips TV bei TP Vision. Es gebe eine klare Trennung zwischen der Wiedergabe des klassischen TV-Programms und Googles App-Bereich.
"Der Kontrollverlust ist der Preis, den Google dafür zahlen muss, dass es seine Software möglichst schnell und auf möglichst viele Geräte bringen will", sagt Annette Zimmermann, Analystin für Mobil- und Unterhaltungselektronik bei Gartner.