IT Excellence Benchmark


IT Excellence Benchmark

Hipp hat die zufriedensten Anwender

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

IT-Schulungen: langweilig und ziellos

Claus Hipp, Eigentümer: "Ich möchte nicht, dass Technik zum lückenlosen Ersatz für Kreativität, Handwerk und Kommunikation wird."
Claus Hipp, Eigentümer: "Ich möchte nicht, dass Technik zum lückenlosen Ersatz für Kreativität, Handwerk und Kommunikation wird."
Foto: Martin Kroll

IT-Schulungen sind ein weit verbreitetes Problem (siehe Kasten). Fast alle Unternehmen fahren sich in diesem Bereich schlechte Anwenderbewertungen ein. Bei Hipp seien die Lehrgänge einerseits zu langweilig gewesen, weil sie oft Bekanntes vermittelt hätten, andererseits zu umfangreich, weil es unterschiedslos um alle Funktionen ging. Den Erwartungen der Mitarbeiter entsprach dieses Weiterbildungskonzept nur selten. Deshalb überarbeiteten es Fuchs und Müller in einer konzertierten Aktion: Sie haben den Stoff so modularisiert, dass Schulungen nur noch zwischen einer halben und drei Stunden dauern. Jeder Mitarbeiter ist nun in der Lage, gezielt seinen eigenen Bildungsbedarf aus den mittlerweile mehr als 50 eigenentwickelten Modulen zu befriedigen. Um an einer so kompakten Schulungseinheit teilnehmen zu können, bedarf es auch keiner organisatorischen Klimmzüge mehr: Die Mitarbeiter entscheiden weitgehend autark über ihre Teilnahme, unterbrechen ihre Arbeit nur kurz, und der Chef muss daher auch nicht mehr zustimmen.

Zwischen den einzelnen Schulungen vergehen zudem mindestens 14 Tage Zeit, in der die Mitarbeiter ihre Erkenntnisse in die tägliche Arbeit umsetzen können. Auch das sorgt für bessere Schulungsergebnisse und mehr Nachhaltigkeit beim Anwenden der Ergebnisse.

Lorenz Müller, IT-Leiter: "Softwareprobleme sollen in zwei Stunden gelöst sein, Hardwareprobleme innerhalb von vier."
Lorenz Müller, IT-Leiter: "Softwareprobleme sollen in zwei Stunden gelöst sein, Hardwareprobleme innerhalb von vier."
Foto: Martin Kroll

Der impliziten Forderung von Firmenchef Claus Hipp, dass die Mitarbeiter Technik nicht nur anwenden, sondern verstehen müssen, entsprechen auch andere Maßnahmen von Personal- und IT-Abteilung bei Hipp. Weil man festgestellt hat, dass die modularen Schulungen nur mit Betriebssystem und Office-Paket funktionieren, nicht aber mit dem 2002/2003 eingeführten SAP-System, hat man sich für die betriebswirtschaftliche Software eine andere Lösung ausgedacht: Ein großer Teil des SAP-Fachwissens, das die Mitarbeiter für den produktiven Betrieb der Software benötigen, sitzt direkt in den Fachabteilungen. Mittlerweile können dort 70 SAP-Betreuer Anwendern konkrete Hilfestellung geben. Aus der IT-Abteilung stammt keiner von ihnen - im Gegenteil: "Es handelt sich um Kollegen aus den Fachabteilungen, die neben ihrer Betreuungstätigkeit mit dem SAP-System selber ganz normal arbeiten", so IT-Leiter Lorenz Müller.

Und als ob das noch nicht genug wäre, um Mitarbeiter an den produktiven Einsatz von IT heranzuführen, leistet sich der Babynahrungsproduzent noch einen festen Trainer für die Office-Anwendungen bei Hipp. "Der geht von Montag bis Donnerstag durch die einzelnen Abteilungen und analysiert vor Ort die Prozesse. Anschließend hilft er den Mitarbeiter dabei, ihre Prozesse mithilfe von Office zu optimieren."

Auch größere Migrationsprojekte schultert Lorenz Müller mit diesem flexiblen und auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittenen Weiterbildungskonzept. "Bei der Einführung von Windows 7 und Office 2010 haben wir verpflichtend für jeden Mitarbeiter eine dreistündige Schulung durchgeführt. In dieser Zeit haben wir die PCs umgestellt, und als die Mitarbeiter zurück an den Arbeitsplatz kamen, konnten sie gleich mit den neuen Systemen arbeiten."

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