Strategien


Onlinehändler Blume 2000

IT-Geschwindigkeit geht vor Effizienz

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.

Wenn sich etwas an einem Produkt ändert, erhalten die anderen Teams die Änderung über den Stream. "Dabei replizieren die Teams nur die Teile der Datenbank, die sie auch brauchen. Dadurch entsteht nur wenig Redundanz, auch wenn es insgesamt drei Datenbanken gibt," erklärt der IT-Leiter.

Eigenständige "Makroservices"

Mit dem Fokus auf Eigenständigkeit habe sich die IT auch ausdrücklich gegen Microservices entschieden, so Stemmildt: "In Microservice-Umgebungen sind die einzelnen Dienste durch synchrone Calls sehr stark miteinander gekoppelt, sodass bei Veränderungen viele Abhängigkeiten beachtet werden müssen." Genau das galt es aber mit den fachlichen Zuschnitten zu verhindern. Auf der anderen Seite sollen auch Monolithen vermieden werden.

Daher setzt das IT-Team auf komplett unabhängige Services mit eigener Business-Logik, Datenhaltung und eigenem Frontend. Diese "Self-contained Systems" oder "Makroservices" bilden Anwendungsfälle komplett ab, ohne mit anderen Systemen verbunden sein zu müssen.

So sind etwa die Produktliste und die Produktdetailseite zwar auf den ersten Blick eng miteinander verbunden, tatsächlich aber zwei getrennte Services: die eine gehört fachlich zum Bereich "Erkunden", die andere zu "Entscheiden". Der Warenkorb wiederum ist auch ein eigenes System. Er fällt in der Customer Journey von Blume 2000 zwar auch in den Bereich "Entscheiden", löst aber für den Kunden ein anderes Problem als die Detailseite.

Unterm Strich günstiger

"Die aufgeteilte Organisation und die schnelle Feature-Entwicklung ist am Anfang zwar meist teurer und erscheint weniger effizient als das klassische Modell", sagt Stemmildt. "Durch mehr neue Funktionen erhalten die Kunden aber mehr Vorteile, sodass mitunter mehr Umsatz generiert wird und es am Ende günstiger ist als vorher".

Zudem könne Blume 2000 so rasch auf Kundenwünsche oder veränderte Anforderungen im Markt reagieren und das Wachstum sichern. "Wir wissen noch nicht, wie sich unser Geschäftsmodell in Zukunft verändern wird", resümiert der CIO. "Aber mit der kennzahlengetriebenen, nach fachlichen Bereichen aufgeteilten IT-Organisation stehen die Chancen gut, dass wir es früh erfahren und uns darauf einstellen können."

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