ECM-Markt

Keine Ordnung in Sicht

Kleinere Anbieter reagieren Zöllers Meinung nach schneller und flexibler auf die Bedürfnisse von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Die großen Anbieter vernachlässigen dieses Segment noch immer viel zu stark. Zudem seien die Systeme der Großen für mittelständische Unternehmen selbst geschenkt häufig noch zu teuer, weil KMU den Betrieb der Lösungen nicht bezahlen können. "Die Lizenzumsätze der kleineren ECM-Anbieter in Deutschland wachsen prozentual stärker als die der großen Spieler", stellt Zöller fest.

KMU fragen auch deswegen immer stärker nach ECM, weil sie inzwischen die Lösungen auch bezahlen können. "Die Investitionsbremse durch hohe Hardwarepreise wie für Speicher gibt es nicht mehr", sagt Zöller. Alle Faktoren zusammen lassen ihn zu dem Schluss kommen: "Solange die großen Anbieter keine KMU-fähigen Produkte erfolgreich anbieten, wird es keine Konsolidierung geben."

Anwender sind momentan einfach zufrieden zu stellen

Analyst Martin Böhn von Würzburger Beratungsunternehmen Barc sieht noch einen weiteren Grund, warum sich der Markt beruhigt hat: Anwender sind momentan einfach zufrieden zu stellen. Nur große Kunden verlangen zurzeit weitreichende Lösungen mit vielen Funktionen. Die meisten anderen Unternehmen brauchen im Moment nur einfache Funktionen, wie Böhn in Gesprächen immer wieder feststellt. "CIOs reden anfangs immer über große Lösungen. Doch nach fünf Minuten merkt man, dass viele immer noch an den kleinen klassischen Anwendungen wie Archivierung und Postkorb-Workflow arbeiten." Hier sieht er die große Chance für kleinere Anbieter, die diese Basisfunktionen alle bieten.

Zwar schließt Böhn Übernahmen nicht grundsätzlich aus, wenn ein Anbieter noch mal richtig Geld in die Hand nimmt oder neu in den Markt gehen will. Im Moment sei allerdings nicht abzusehen, dass das jemand macht. "In den nächsten zwei Jahren sehe ich wenige Übernahmen, die Großen haben ihre Claims abgesteckt; sie müssen nicht viele Funktionen dazukaufen."

Dagegen ist die Zeit der großen Konsolidierung für Ulrich Kampffmeyer, den Geschäftsführer des Hamburger Beratungsunternehmens Project Consult, noch lange nicht vorbei. Er geht vielmehr davon aus, dass noch eine Reihe von Firmen aufgekauft wird. "Sehr viele Mittelständler nagen an der Bettkante. In diesem Jahr werden in Deutschland noch ein bis zwei Unternehmen übernommen oder gehen Kooperationen ein", prognostiziert der Berater.

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