Strategien


Potenziale von Facebook, Twitter und Co

Macht durch Social Media

Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Crowdsourcing

Eine Abwandlung des Crowdfundings und schon länger bekannt ist das Crowdsourcing. Paradigmatisch dafür steht die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Es gibt Apps wie "iCoyote", die mit Informationen von Autofahrern zu Unfällen, Baustellen, Staus und auch Blitzern gefüttert wird. OpenStreetMap ist die Basis für ein Navi-System wie "Skobbler": Auch hier teilen sich Tausende von Nutzern die Aufgabe, ein weltweites Online-Navigationssystem auf dem neuesten Stand zu halten. Skobbler ist wesentlich kostengünstiger als Angebote, die sonst auf dem Markt zu finden sind.

Crowdtesting wiederum macht sich die Intelligenz einer unbeschränkten Zahl von Menschen zu eigen, die Produkte wie etwa Software evaluieren (siehe TestCloud.de). Der Gedanke der Open Software fusst auf dem Prinzip des Teilens von intelligenten Lösungen.

Politische Dimension von Social Media

Social Media bedeuten auch Teilhabe an politischen Prozessen. Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg schaltete im März 2013 ein Portal für Bürger frei. Unter www. Beteiligungsportal-BW.de werben die Volksvertreter um die Meinung der Bevölkerung etwa zu Gesetzesvorhaben.

Social Media = Macht der Bürger

Teilhabe über Social Media hat dabei längst eine Dimension erreicht, die Unternehmen wie Regierungen kaum mehr in den Griff bekommen. Für beide sind nicht die harmlosen Plaudertaschen im Internet das Problem. Es sind die "Kommunikationsjunkies", wie die Ifo-Wissenschaftler Ludger Wößmann, Stefan Bauernschuster und Oliver Falck sie ausgemacht haben. Das sind keine sozial auffälligen Einzelgänger. Wößmann und Bauernschuster stellten in einer Untersuchung fest, der Internet-Zugang führe unter anderem dazu, "dass Menschen sich politisch und ehrenamtlich mehr engagieren, mehr Freunde haben und messbar häufiger Theater, Kino, Konzerte, Bars und Sportveranstaltungen besuchen".

Social Media haben demnach das Potenzial, wissbegierige, intelligente und mitteilungswütige Bürger, bisher massenweise Schläfer, zu aktivieren. Welche Risiken das gerade auch für Unternehmen birgt, zeigen mit schöner Regelmäßigkeit beispielsweise Aktionen etwa von O2 im sozialen Netzwerk FacebookFacebook. Jedes Neukundenprogramm der Telefónica-Tochter wird mit dutzendfachen hämischen Kommentaren enttäuschter O2-Kunden bedacht. Das ist nur ein Fall von Dutzenden, Hunderten. Alles zu Facebook auf CIO.de

Auch wer glaubt, das soziale Netz zur Eigenwerbung für das Unternehmen zu nutzen, sollte vorsichtig sein: Als die Deutsche Bahn vor vier Jahren durch die Marketing-Agenturen Allendorf Media fingierte Kundenmeinungen in Foren und Blogs verfassen, erfundene Internet-Nutzer Jubelkommentare absondern und Leserbriefe sowie positive Videos auf die Youtube-Plattform stellen ließ, war das PR-Desaster perfekt.

Recherche im Netz

Kein Geringerer als die Reporterlegende Seymour Hersh, berühmt wegen seiner Enthüllungen zum Massaker im vietnamesischen My Lai (1969) oder der Folter im irakischen Gefängnis Abu Ghuraib (2004), schwört auf das Internet, auf Blogs und Twitter etc. als Recherchewerkzeug. Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger bloggt, man solle soziale MedienMedien wie Twitter nutzen. Viele Ereignisse würden allein deshalb als Erstes via Twitter bekannt, weil Abermillionen von Menschen ständig jedes Gerücht aufgriffen und verbreiteten. Top-Firmen der Branche Medien

Blogger decken auf

Wie groß die Macht der Social Media sein kann, zeigen nicht nur Wikileaks, Guttenplag etc., sondern auch das Beispiel des Bloggers John Avarosis. Er deckte auf seinem Americablog Bildretuschen auf, mit denen der Ölkonzern BP während der von ihm verschuldeten Ölpest im Golf von Mexiko die Öffentlichkeit mit verfälschten Bildinhalten täuschte. Die Sache flog auf, BP-Sprecher Scott Dean musste die Peinlichkeit einräumen. Einmal mehr hatten Social Media ihre Macht bewiesen.

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