Der Mikro-Manager

Medien-Training für Manager

18.02.2008
Von Christiane Langrock-Kögel

Viele seiner Kollegen suggerierten, in einer Art "rhetorischen Schnellbleiche" einem Manager beispielsweise selbstgefälliges Auftreten auszutreiben. "Alles zu versprechen, daran krankt die Zunft der Medientrainer", sagt Kirchner. Bei ihm erhält der Kunde "Verhaltensempfehlungen, die im Rahmen seiner Persönlichkeitsstruktur möglich sind".

Coaching individuell zugeschnitten

Tatsächlich kommen viele Wirtschaftsführer, die in den TV-Talks sitzen, nicht gut rüber. In Maybrit Illners ZDF-Runde etwa trägt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Mitte September pausenlos ein maskenhaftes Lächeln auf den Lippen - was insbesondere bei kritischen Nachfragen zur aktuellen Finanzkrise recht künstlich wirkt. Den linken Ellenbogen auf der Sessellehne, das linke Bein nach vorn geschoben: Ackermann schafft es, die komplette Sendezeit über in dieser unnatürlichen Haltung zu verharren.

Ackermann, gestärkt durch zahlreiche Prozess- und TV-Auftritte, darf mittlerweile zwar als trainiert gelten. Zum perfekten Kommunikator hat ihn das allerdings noch nicht gemacht. So konnte es passieren, dass der Deutsche-Bank-Primus bei einer öffentlichen Banktagung Kollegen anderer Geldhäuser kritisierte, in der Talkshow wenig später Fehler im Umgang mit Finanzrisiken einräumte und eine kaum verhohlene Gewinnwarnung ausgab.

Ist wieder ein Training fällig? Das beginnt meist in einem Hotelzimmer oder TV-Studio. Dort werden Interviews simuliert und Videoaufnahmen analysiert. An der Tür stehe meist etwas Aufbauendes wie "carpe diem", erzählt Coach Wachtel. Der frühere Fernsehmoderatoren-Trainer feilt seit elf Jahren am Auftritt von Spitzen-Managern. "Profis ist da nichts peinlich", sagt Wachtel, "der Kunde aus der Oberklasse möchte einfach besser werden."

Zwischen 2.000 und 7.000 Euro kostet ein Medientraining. Die Unterschiede sind so groß, weil jedes Coaching individuell zugeschnitten wird: mal im TV-Studio, mal im Konferenzraum, mal mit prominentem Journalisten als Co-Trainer, mal vier Stunden kurz, mal drei Tage lang. Stefan Wachtel schätzt, dass jedes Dax-30-Unternehmen für das Training seiner Spitzenleute jährlich rund 60.000 Euro ausgibt.

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