Umbau, Rücktritt, Nokia
Microsoft im Urteil von Analysten und CIOs
Um die Zukunftsszenarien für den Anbieter auffächern zu können, muss man zuerst die wohl noch einige Monate andauernde Vergangenheit als Fixpunkt finden. Unverblümt rechnen die IT-Experten da ab, manchmal sogar höchst persönlich. "Ich habe ihn nicht gemocht", erinnert sich Gartner-Analyst Jack Santos an seine erste Begegnung mit Ballmer.
Ziemlich einfältig, hinter verschlossenen Türen vermutlich grob und tyrannisch, sei ihm der Kumpel von Bill Gates erschienen. Leiden könne er Ballmer immer noch nicht, so Santos. Aber er sei ein bisschen wärmer mit ihm geworden und respektiere die Zahlen, die Ballmers seit 2000 andauernde Regentschaft kennzeichnen: Steigerung des Jahresumsatzes von 25 auf 70 Milliarden Dollar, Erhöhung des Nettoertrags um 215 Prozent auf 23 Milliarden Dollar.
Rock'n'Roll-Zeiten sind vorbei
Die Zahlen, sie sind ein Teil des erstaunlich großen gemeinsamen Nenners, den die Analysten in der Rückschau auf die Ballmer-Ägide finden. Das hochintelligente Rechengenie mit Havard-Abschluss hat es immer hinbekommen, gute Bilanzen vorzulegen. Genauso begannen aber andere Sterne wie AppleApple und GoogleGoogle immer heller zu strahlen, während Microsoft – gefangen in der Welt der On-Premise-Software für Desktops - sehr lange ohnmächtig der IT-Revolution im Internet und auf mobilen Endgeräten zusah. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de
In den 1990er-Jahren seien Release und Erfolgsgeschichte von Windows 95 Rock’n’Roll gewesen, erinnert sich Forrester-Analyst JP Gownder. Die sexy erscheinenden Events aber gehören mittlerweile Apple und den „i"-Geräten, während Microsoft den Kontakt mit den Endverbrauchern verlor. Zur Hilflosigkeit gegenüber den jungen IT-Trends kam – auch da herrscht Einigkeit bei den Beobachtern – eine Serie unausgegorener bis schlechter Produkte aus Redmond, mit Windows Vista als Krönung.
„Das neue Zeug funktioniert einfach nicht"
Auf Basis diese Ballmer-Erbes also versuchen die Auguren, in die Zukunft zu schauen. Zwei der radikalsten Deutungen kommen von Pierre Audoin Consultants (PAC) und der Enderle Group. Microsoft sei gesund und 300 Milliarden Dollar wert, so PAC-Analyst Philip Carnelley. Insofern erscheine alles im Lot, aber das habe man über einstige IT-Überflieger wie BlackberryBlackberry, Nokia oder HPHP auch lange gedacht. Das Problem sei, dass fast alle Microsoft-Profite aus dem business-orientierten Software-Kerngeschäft stammten. „Das neue Zeug funktioniert einfach nicht", so Carnelley. Alles zu Blackberry auf CIO.de Alles zu HP auf CIO.de