Über das Internet wird geredet, an der Warenwirtschaft gearbeitet
Rückblick: Der CIO im Handel im Jahr 2007
OBI: Warenwirtschaft erneuert
"Make!" lautete die Antwort bei OBI, genauer, dem IT-Dienstleister des Baumarktes, der GfD. Deren Chef Jens Siebenhaar musste die Warenwirtschaft nach mehr als 15 Jahren Betrieb erneuern. Entgegen dem Trend und eigentlich ungewollt entschied er sich nicht für eine Standardlösung. Denn trotz gründlicher Evaluation konnte das Unternehmen kein System finden, dass den Ansprüchen genügte. Siebenhaar holte sich die Gebit Solutions GmbH an Bord, die gemeinsam mit seinem Team eine Java-basierte Lösung entwickelte und die IT-Mitarbeiter, die bislang in Foxpro programmiert hatten, umschulte. Mit einigem Mut integrierte Siebenhaar auch noch die Kassensoftware - insgesamt ein Projekt, für das die Jury den IT-Manager unter die Top-Ten des diesjährigen Wettbewerbs zum CIO des Jahres 2007 wählte.
Die SB-Kasse kommt
Nicht nur in diesem Jahr, auch 2008 werden sich IT-Leiter in der Handelsbranche mit dem Thema "Kassensysteme" beschäftigen. Zur Verbesserung der Kassenabwicklung werde in Zukunft verstärkt in Self-Checkout und Self-Scanning Systeme investiert, fand das Kölner EHI in seiner Studie "IT-Investitionen im Handel 2007" heraus. Demnach planen 28 Prozent der Retailer, in den nächsten Jahren SB-Kassen einzuführen. Zudem bestehe ein starkes Interesse an Cash-Management-Systemen, die den Bezahlvorgang mit Bargeld automatisieren und damit beschleunigen sollen. Über Informationssysteme am POS (LCD- oder Plasma-Screens) denken 30 Prozent der befragten Händler nach.
Darüber hinaus, und das ist nicht unbedingt spezifisch für den Handel, steht für viele Unternehmen die Internationalisierung auf der Tagesordnung. Die Produktion und Beschaffung wandert zunehmend in andere Länder - ganz reibungslos läuft es jedoch noch längst nicht. Wie aus einer Studie der TU Berlin, die im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) erstellt wurde, hervorgeht, erzielen deutsche Unternehmen bei der globalen Warenbeschaffung in Schwellenländern wie China, Indien, Taiwan oder Korea oft nicht die gewünschten Kosteneinsparungen. Es gebe Probleme bei der Produkt- und Lieferantenqualität sowie bei der Logistik, die zu ungeplanten Mehrkosten führen. Und das trifft nicht wenige, denn immerhin beschaffen 43 Prozent aller hiesigen Unternehmen Güter und Vorprodukte aus internationalen Märkten, 2010 werden es gar 55 Prozent sein.
Ausblick: Retail-IT im Jahr 2010
Richtet man den Blick in die nahe Zukunft, wird deutlich, was viele Unternehmen auch schon im nächsten Jahr beschäftigen dürfte. Denn nicht nur sie werden ihr Verhalten weiter verändern, sondern auch ihre Kunden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es gerade im Einzelhandel zu Umwälzungen kommt, auf die auch die IT reagieren muss. Etwa im Marketing. Um die Konsumenten zu erreichen, reicht die klassische Werbung per Zeitungsanzeige längst nicht mehr aus. Und selbst der eigene Online-Shop muss es schaffen, aus einer Masse von Konkurrenten herauszuragen.
Die Marktanalysten von Gartner schätzen, dass bis 2010 rund 20 Prozent der weltweiten Einzelhändler ihre Präsenz in Online-Spielen und virtuellen Welten ausbauen werden. Die wohl bekannteste Parallelwelt, Second Life, hat mittlerweile knapp elf Millionen registrierte "Bewohner". Ähnlich wie bei Online-Spielen aber auch in mobilen Anwendungen für Handys sehen die Analysten hier ein großes Potenzial, um Kunden zu gewinnen. Wer seine Kernanwendungen am Laufen hat, braucht sich also keine Sorgen zu machen, dass es 2008 ruhiger werden wird.