Transformation
Tommy Hilfiger will zum Software-Unternehmen werden
Scott Carey ist Redakteur bei unser IDG-Schwesterpublikation Computerworld in Großbritannien. Der IT-Journalist mit dem Schwerpunkt auf Unternehmensanwendungen moderiert auch Branchenveranstaltungen. Besonders interessieren ihn die großen IT-Player und Cloud-Service-Anbieter. Er hat ein Diplom in Journalistik an der Universität Cardiff in Wales erworben. In seiner Freizeit treibt er Sport, reist viel und beschäftigt sich intensiv mit der Medienlandschaft in Großbritannien.
- 2015 launchte das Unternehmen den ersten digitalen Showroom.
- Über Nacht mussten die Verkäufer digital verkaufen.
- Jetzt wird digitale Kompetenz über den B2B-Verkaufsprozess hinaus auch in Entwicklung und Herstellung von Bekleidung eingebracht.
Hinter den Kulissen von Tommy Hilfiger krempelt die adrette 33-jährige amerikanische Modemarke die Art, wie sie ihre Kollektionen an Kaufhäuser verkauft, drastisch um. Das Unternehmen verlagert sich von Showrooms mit physischen Muster-Kollektionen zu einem "digitalen Showroom". Diese orientieren sich an daran, wie Verbraucher online einkaufen.
Anne-Christine Polet ist SVP digital bei PVH Europe, dem europäischen Zweig des Bekleidungsunternehmens, zu dem Tommy Hilfiger, Calvin Klein und andere bekannte Marken gehören. Sie sagte im Juni auf der Couchbase Connect EU-Konferenz in London: "Die Modebranche ist alt. Das Geschäft war schon immer analog und wurde in Hinterzimmern abgewickelt, es ist ein bisschen altmodisch."
Das Geschäft neu überdacht
Angetrieben von Daniel Grieder, CEO von Tommy Hilfiger Global und PVH Europe, begann diese Außenstelle des Modegiganten, einen Kern des Geschäfts neu zu überdenken: die Art und Weise, wie Einkäufer aus Kaufhäusern wie Selfridges oder Harvey Nichols Artikel auswählen, um sie an ihre Kunden weiterzuverkaufen. Traditionell besuchten diese Einkäufer einen physischen Ausstellungsraum, stöberten in der neuen Kollektion und bestellten bei PVH.
Für PVH umfasst dies zwei Marken (CK und Tommy Hilfiger) mit jeweils rund acht Untermarken, die jeweils 1.500 Kleidungsstücke pro Quartal verkaufen. "Wenn Sie nachrechnen, sind das eine Menge Produkte, die nur hergestellt werden, um an ein Kaufhaus verkauft zu werden. Dann erst werden sie für den Konsumentenmarkt produziert", sagt Polet.
Vor vier Jahren hat PVH Europe von seinem Büro in Amsterdam aus ein kleines Team von IT-Mitarbeitern und ein spezielles "digitales Transformationsteam" zusammengestellt, um diesen Prozess drastisch zu überdenken und ihn für seine Marke Tommy Hilfiger effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Kunden waren "Eindringlinge"
Polet und ihr Team setzten sich zunächst für ein paar Wochen in die Ausstellungsräume des Unternehmens, um festzustellen, wie die Verkäufer mit den Kunden zusammenarbeiten. "Auf dem Boden bauten sie ihre Sortimente aus physischen Musterstücken auf, jemand kam und kaufte etwas. Dann gingen sie zum Mittagessen und machten das Gleiche mit einem neuen Kunden", sagte Polet. "Also haben wir ein Konzept für eine digitale Vorgehensweise geplant und ihnen präsentiert."