Business-Knigge China

Was tun bei Peng?

21.07.2008
Von Michael Gatermann

Nicht jede Anpassung an die lokalen Sitten kommt gut an. "Am meisten irritiert es die Menschen hier, wenn ein Deutscher versucht, sich wie ein klassischer Chinese zu verhalten", hat Jörg Wuttke erlebt, wenn Europäer sich die Konfliktscheu der Chinesen zu eigen machten und im Streben nach Harmonie den eigenen Standpunkt nicht deutlich vertraten. "Unakzeptabel ist offene Wut oder gar eine Drohung", weiß der in Peking lebende BASF-Mann, der schon 1982 zum ersten Mal nach China kam, "aber von uns Deutschen erwarten die Chinesen klare Ansagen."

"Backpfeife vor aller Augen"

Dabei erlebte Wuttke seine Gesprächspartner nicht nur abgeklärt und undurchdringlich, wie es das gängige Klischee beschreibt: "Die Chinesen zeigen durchaus Emotionen", sagt er, "ich habe sogar schon erlebt, dass jemand bei den Verhandlungen handgreiflich wurde."

Knigge in China: Welche Regeln und Rituale wirklich gelten
Knigge in China: Welche Regeln und Rituale wirklich gelten

Da hatte eine ältere, energische Ingenieurin, Leiterin der chinesischen Delegation, der deutschen Seite vorgeworfen, bestimmte Zahlen nicht vorgelegt zu haben.

Wuttkes Kollege konnte direkt nachweisen, dass der Vorwurf nicht stimmte. Die Chinesin nahm das mit versteinerter Miene zur Kenntnis, drehte sich um und versetzte ihrem Chefingenieur eine kräftige Ohrfeige. "Er war daran schuld, dass sie ihr Gesicht verloren hatte", erklärt Wuttke die Szene, "die Backpfeife vor aller Augen stellte ihre Autorität wieder her." Die Besprechungen gingen weiter, als ob nichts vorgefallen wäre.

Ihre liebe Not haben viele Westler mit den Ritualen, die jedes Treffen mit Einheimischen prägen. Zum Beispiel bei der Begrüßung: Aus aufrechter Haltung klappt der höfliche Chinese exakte 40 Grad nach vorn, hält bei dieser Verbeugung zierlich seine Visitenkarte mit beiden Händen und Schrift nach vorn dem Gast entgegen - und erwartet diese Höflichkeit auch von dem geschätzten Fremden.

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