Business-Knigge China

Was tun bei Peng?

21.07.2008
Von Michael Gatermann

Heute müht sich die Regierung, dem Volk wieder Manieren beizubringen: Seit 2007 ist das Spucken auf der Straße bußgeldbewehrt (50 Yuan, umgerechnet 5 Euro), zur Olympiade läuft eine landesweite Höflichkeitskampagne, jeder 11. des Monats gilt als "Tag des kultivierten Anstehens", und "Zivilisierungsbüros" klären die Bevölkerung per Handzettel über die Benimmregeln der Westler auf: Die Chinesen sollen künftig nicht mehr rülpsen, kreischen, spucken und im Hotelbett bitte nicht die Schuhe anbehalten.

"Reich werden ist glorreich"

Mehr Probleme als mit den Manieren haben die meisten Westler mit der Verhandlungsführung der Chinesen. "Da wird der Geduldsfaden oft bis zum Zerreißen gespannt", wertet Hans Schniewind die mühsamen, von Taktik und Konsenssuche bestimmten Runden, in denen sich Fortschritte erst quälend langsam einstellen, "dabei sind die Chinesen meist kontrolliert, oft maskenhaft." Schniewind registriert, wie sich seine Gesprächspartner am Vorbild Singapur orientieren.

Knigge geniert sich: Chinesen zeigen gern Statussymbole.
Knigge geniert sich: Chinesen zeigen gern Statussymbole.

Auch dort garantiert ein autoritäres Regime Stabilität, die Menschen leben in einer gelenkten Gesellschaft, der wirtschaftliche Erfolg lässt sie den Drang nach mehr politischer Freiheit zurückstellen. "Der Kommunismus spielt im Alltag der Chinesen keine Rolle", erlebt Schniewind, "die KP-Führung ist beliebt, weil sie für Stabilität und Prosperität steht."

Mit der Ideologie haben die wendigen KP-Führer keine Probleme: Kommunismus - "jeder nach seinen Bedürfnissen" - setze Wohlstand voraus, lautet verkürzt die Argumentation, Wohlstand schaffe aber nur ein privatwirtschaftliches System. Mit Widersprüchen und Unvollkommenheiten müsse man leben, schließlich befinde man sich erst im Anfangsstadium des Sozialismus. Den Slogan dazu hatte schon der Reformer Deng Xiaoping formuliert: "Reich werden ist glorreich."

Dazu passt, dass die Partei, deren Hymne doch immer noch die "Internationale" ist, den Nationalismus im Lande nach Kräften fördert. "Die meisten Chinesen sind patriotisch", hat Hans Schniewind beobachtet, "das kann ich gut verstehen."

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