Business-Knigge China

Was tun bei Peng?

21.07.2008
Von Michael Gatermann
Von Konfuzius lernen: Der Sinologe Hans van Ess.
Von Konfuzius lernen: Der Sinologe Hans van Ess.

mm: Professor van Ess, haben die Chinesen tatsächlich die Marktwirtschaft erfunden?

Van Ess: Die These ist richtig. Schon bevor Sima Qian etwa um unsere Zeitenwende sein auf den Taoismus zurückgehendes Verständnis von der Wirtschaft formulierte, hatte ein Historiker Namens Guanzi in zehn Kapiteln eine Beschreibung der Marktwirtschaft geliefert, einschließlich eines Ansatzes zur Preistheorie, die sich auch bei Sima Qian findet. Diese Texte wurden damals als Streitschriften gelesen, denn der Staat hatte immer wieder erheblich in die Wirtschaft eingegriffen, etwa indem er lukrative Monopole auf Salz und Eisen schuf. Mit den Einnahmen wurden Feldzüge oder Verteidigungskosten finanziert.

mm: Welche soziale Stellung hatten die Kaufleute im alten China?

Van Ess: Sie waren nicht sehr angesehen. Die geltende Lehre des Konfuzius propagierte das Bild edler Armut, gepaart mit Gelehrsamkeit, höchstes Ansehen genossen die Beamten. Denn die mussten sich für den Dienst durch harte Prüfungen qualifizieren, in denen es um Fragen der Ethik und um die Kenntnis von Gesetzestexten ging.

"Neue Ideen nicht gefördert"

mm: Warum haben die Chinesen die industrielle Revolution verschlafen?

Knigge ratlos: Chinesen lachen bei traurigen Themen.
Knigge ratlos: Chinesen lachen bei traurigen Themen.

Van Ess: Diese Frage ist von der Wissenschaft noch nicht endgültig beantwortet. Eine mögliche Erklärung liegt in der Abschottung von der übrigen Welt, die von den Herrschern gegen Ende der Ming-Dynastie im 16. und 17. Jahrhundert verordnet wurde.

Impulse und Know-how aus dem Ausland fehlten, im Inland wurden neue Ideen nicht eben gefördert. Und die geistige Elite musste für die Beamtenexamen Stoffe auswendig lernen, die mit der Lebenswirklichkeit nichts mehr zu tun hatten.

mm: Und wieso waren dann vom 20. Jahrhundert an Chinesen, erst in Südostasien und den USA, jetzt auch in Festland-China, wirtschaftlich so überdurchschnittlich erfolgreich?

Van Ess: Da zahlt sich das konfuzianische Erbe aus, das alle Anhänger zum dauernden Lernen anhält. Und es hilft der ungewöhnlich starke Familien- oder Clanzusammenhalt. Netzwerkartig decken chinesische Großfamilien oft ganz Südostasien ab, treiben miteinander HandelHandel, dienen als natürliche Ansprechpartner und Türöffner in ihrer jeweiligen Heimat. Top-Firmen der Branche Handel

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