Business-Knigge China

Was tun bei Peng?

21.07.2008
Von Michael Gatermann

Kommando zum Anstoßen

"Je weiter südlich Sie sind, desto eigenartiger muten Nicht-Chinesen die Essgewohnheiten an", fasst Jörg Wuttke seine Erfahrungen zusammen. Ihm wurden bei Banketten schon geröstete Skorpione, eingelegte Heuschrecken und noch lebendig zuckende Fische vorgesetzt. "Gewöhnungsbedürftig", kommentiert der China-Veteran, der empfiehlt, höflich ein Stück der dubiosen Delikatesse zu akzeptieren und dann unter der Serviette oder unter dem Tisch verschwinden zu lassen.

Knigge im Meeting: Der Mann im Hintergrund ist der Chef.
Knigge im Meeting: Der Mann im Hintergrund ist der Chef.

Die üppigen Gelage werden unweigerlich von ritualisierten Alkoholorgien begleitet. "Peng" heißt das Kommando zum Anstoßen, oft will jeder Chinese am Tisch einzeln mit dem Westler das Glas heben.

Meist gibt es Maotai oder einen anderen Chinese White Wine - klaren Schnaps. Wenn es nicht gelingt, den Kellner zu bewegen, dass dieser nur Wasser ins Schnapsglas gibt, rät Wuttke, ein Taschentuch bereitzuhalten, in das man den Fusel ausspucken kann. Brigitte Wolff kennt derlei Probleme nicht: Sie trinkt keinen Alkohol: "Das hat bislang noch jeder akzeptiert." Ihre Abstinenz hält die Tischrunde allerdings selten vom Zechen ab. Wolff: "Ich habe hier schon sehr betrunkene Menschen erlebt."

Das Kampftrinken hat Hans Schniewind, Repräsentant der Landesbank Hessen-Thüringen in Shanghai, auch schon miterlebt: "Dabei waren aber oft die Deutschen unter sich", korrigiert er den Mythos. Doch die Chinesen sind keine Kostverächter - und nicht übermäßig sensibel.

Sie fallen dem Westler nicht nur bei Tisch durch lautstarkes und gelegentlich rüdes Auftreten auf. China-Beobachter erklären die rustikalen Manieren als Spätfolge der Kulturrevolution in den 60er Jahren, in der Maos Rote Garden auf alle Bürgerlichen und alles Bürgerliche Jagd machten. Damals war der proletarische Auftritt eine Frage des Überlebens.

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