IT-Organisation neu aufstellen
Wer ins Digitalteam gehört
- Im Durchschnitt hat ein Team 94 Mitarbeiter, darunter 18 IT-Fachleute
- 27 Prozent klagen über IT-Fachkräftemangel
- Die Firmen behelfen sich mit Outsourcing, falls das möglich ist
- 13 Prozent der Teams berichten an den IT-Chef
Wer momentan die Zahl seiner Mitarbeiter im digitalen Team fulminant nach oben schraubt, muss sich einen Verdacht gefallen lassen: Womöglich hinkt so ein Unternehmen der Entwicklung hinterher. Wie eine Studie von Forrester Research zeigt, gibt es bei Aufbau und Personalrekrutierung im digitalen Business aktuell nämlich einen Paradigmenwechsel. Die Phase, in der zentrale Digitalisierungsmannschaften aufgestellt und zügig ausgebaut wurden, neigt sich dem Ende zu.
Auf der Agenda steht indes eine Aufgabe, die vielschichtiger ist. Es gilt zu justieren, in welchem Maße digitales Know-how auch - oder sogar vorwiegend - in den Fachbereichen zu verankern ist. Notabene fragen sich viele Unternehmen offenbar, welches Maß an Zentralisierung des Themas in ihrem Fall das richtige ist.
Stabilisierung auf niedrigerem Niveau
Keineswegs folgenlos bleibt diese Entwicklung für den Bedarf und letztlich die Knappheit an IT-Fachkräften, wie Forrester-Analyst Martin Gill in seiner Studie "Trends 2016: Staffing and Hiring for Digital Business" ausführt. Die Lage in Zahlen gefasst: Durchschnittlich bestand eine weltweit aktive Online-Abteilung 2015 aus 94 Mitarbeitern; von 76 Mitarbeitern im Jahr 2011 gab es einen zunächst rasanten Anstieg auf ein Maximum von 103 Mitarbeitern im Jahr 2013. Seither erfolgt eine Stabilisierung auf etwas niedrigerem Niveau.
Wie digitale Teams heute aussehen
IT-Experten haben nach wie vor das höchste Gewicht in den digitalen Teams. In einer durchschnittlichen Truppe befinden sich laut Studie 18 Fachleute für IT, Entwicklung und Infrastruktur, 15 Marketingmenschen und 13 Experten für den Betrieb. Daneben zählen zum Team mittlerer Größe unter anderem neun Kundendienstmitarbeiter, acht Kreative, die sich um Usability und Kundenerlebnis kümmern, sieben Produktmanager und ebenso viele Business-Analysten.
- Kienbaum: Vergütung von Digitalisierungschefs
Wer hat in deutschsprachigen Unternehmen in Sachen Digitalisierung den Hut auf – diese Frage steht im Zentrum einer Studie von Kienbaum. Die Berater haben mit 80 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesprochen. - Länderspezifische Unterschiede
Wer in einer österreichischen Firma als Spezialist/Experte die Digitalisierung verantwortet, muss sich mit 48.300 Euro zufrieden geben. Wer eine solche Position auf Vorstandsebene in der Schweiz innehat, kann bis zu 533.200 Schweizer Franken verdienen. - Länderübergreifender Blick
Länderübergreifend verdienen Digitalisierungsverantwortliche im Schnitt rund 150.000 Euro im Jahr, darin sind etwa zehn Prozent variable Vergütungsbestandteile enthalten. - Position selten besetzt
Erst gut jede zehnte Firma (elf Prozent) hat einen Hauptverantwortlichen für das Thema Digitalisierung ernannt. - Verortung
Die Frage, in welchem Bereich Unternehmen Digitalisierung verorten, bringt kein einheitliches Bild. 35 Prozent nennen die IT, aber fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) nennt „Andere“ – eine Sammelkategorie, unter die das Qualitätsmanagement fallen kann, die Compliance-Abteilung, das Customer Relationship Management (CRM) und weiteres.
Gerade diese Analysten sind derzeit offenbar besonders schwer zu rekrutieren. 69 Prozent der Unternehmen klagten darüber, so Gill. Auch Kreative und Produktmanager sind laut Studie aktuell schwerer zu finden als IT-Profis. Und das ist eine neue Entwicklung, denn bislang galten gerade sie als besonders gesucht. Und ja, irgendwie ist das paradoxerweise immer noch so.
Denn fragt man die Unternehmen, wo aus ihrer Sicht der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt ist, dann nennen 27 Prozent den IT-Bereich - mit Abstand die häufigste Antwort. 22 Prozent fühlen sich zu schlecht ausgestattet mit Business-Analysten, jeweils 13 Prozent beklagen Personalknappheit im Marketing und bei den Kreativen.
31 Prozent haben digitale IT ausgelagert
Das Paradox lässt sich mit einem Wort auflösen: Outsourcing. 31 Prozent der 64 von Forrester befragten Unternehmen haben die IT für ihr elektronisches Geschäft ausgelagert. Im Gegensatz dazu findet Outsourcing im Marketing oder bei den naturgemäß geschäftskritischen Business-Analysen kaum statt. Dieser Gegensatz zwischen In- und Aushäusigkeit erklärt, warum IT-Personal für digitale Teams auf den ersten Blick nicht mehr so schwer zu finden ist wie andere Fachkräfte: Im IT-Bereich sorgt die Option der Zusammenarbeit mit Dienstleistern für Linderung der Personalknappheit, anderswo ist das nicht der Fall.