Manager-Ehen

Family Business contra Karriere

26.03.2007
Von Eva Buchhorn

Sie lässt ihn bei abendlichen Repräsentationsterminen im Stich, will sich nicht mehr - auf seine Anweisung hin - jede halbe Stunde auf die Damentoilette zurückziehen, um brav aufzuschreiben, was ihr der unvorsichtige Tischnachbar eben anvertraut hat. Zu dienstlichen Empfängen und privaten Einladungen unter Kollegen muss er jetzt häufiger allein gehen.

Sie fängt an, ihr eigenes Leben zu leben. Irgendwann ist der Vorrat an Gemeinsamkeiten endgültig aufgebraucht, und einer der beiden zieht die Reißleine. Immer häufiger beendet sie die Beziehung, die längst keine mehr ist, hält ihm, wie es die Frau eines Dax-Vorstandschefs kürzlich tat, vor, dass er nicht mehr der Mann sei, den sie geheiratet habe, und trennt sich von ihm. Meist hat der Manager nicht einmal mitbekommen, dass seine Partnerschaft längst dahinsiecht.

Lieber berufliche Herausforderungen als Konflikte daheim

Der Psychologe Rainer Niermeyer, Mitglied der Geschäftsleitung und Partner bei Kienbaum Management Consultants, trifft sie immer wieder in seinen Seminaren, jene Führungskräfte, die "nach einem langen Schlaf ein böses Erwachen erleben" und überrascht feststellen, dass ihr emotionales Zuhause in rauchenden Trümmern liegt.

Manager lernten nun einmal im Job, sehr fokussiert zu denken, und gäben der Lösung aktueller beruflicher Herausforderungen im Zweifel den Vorzug vor schwelenden Dauerkonflikten an der Heimatfront: "Die sagen sich, es ist momentan gar nicht sinnvoll, dass ich mir Gedanken über meine Beziehung mache - bis es zu spät ist."

Manchmal merkt das Umfeld schneller als der Manager selbst, was los ist. Da bleiben private Gespräche in unangenehmer Erinnerung, wie etwa nach einem Opernabend in Salzburg.

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