Manager-Ehen

Family Business contra Karriere

26.03.2007
Von Eva Buchhorn

Vorwerfen möchte Klaus H. seiner Frau die anstrengenden Auseinandersetzungen nicht: "Ich hatte unseren gemeinsamen Traum verlassen und machte mein Ding, sie fühlte sich ausgebremst." Doch mit Schrecken denkt er an all die Jahre zurück, in denen er versuchte, beiden Seiten gerecht zu werden: der Karriere und seiner Familie.

Wie er sich abhetzte, um wenigstens zweimal pro Woche zum Abendessen zu Hause zu sein und die Kinder ins Bett zu bringen. Wie er sich um das im Unternehmen gern gesehene Wochenendprogramm - Sport mit Kollegen, gegenseitige Einladungen und Stadionbesuche mit wichtigen Kunden - herumzudrücken versuchte, damit seine Frau sich auch einmal ausruhen konnte. Das ständige Taktieren zerrte an seinen Nerven, laugte ihn regelrecht aus. Seine Ambitionen auf einen Geschäftsführerposten begrub er stillschweigend.

Wenn Manageranforderungen mit Ehe und Familie kollidieren ...

Umso glücklicher war H., als sich Ende der 90er Jahre eine Lösung für den familiären Dauerzwist anzukündigen schien: Nach einem Aufbaustudium nahm seine Frau tatsächlich ihren ersten Job an. Ein Jahr später stellte sie ihm ihren neuen Freund vor: einen bärtigen Professor, der "mir einfach mal zuhört". So wurde der Schlussstrich unter eine Ehe gezogen, die anfangs schön gewesen war und später schwer, nur eines ganz und gar nicht: untypisch.

Die Geschichte des Klaus H. trägt sich so oder ähnlich in ungezählten Managerhaushalten zu. Es ist die Geschichte von gebrochenen Versprechen, faulen Kompromissen und endlosem Streit. Es geht um den Partisanenkrieg zwischen Mann und Frau, der irgendwann ausbricht, wenn das Ideal einer modernen, gleichberechtigten Partnerschaft mit den Ansprüchen der Berufswelt kollidiert.

Viele junge, ambitionierte Führungskräfte fühlen sich wie in einer Falle, aus der es kaum ein Entkommen gibt. Sie sind mit Frauen verheiratet, die ihre Lebensaufgabe nicht mehr ausschließlich darin sehen, "ihm den Rücken frei zu halten". Sie wissen, dass Partnerschaft und Familie nur dann funktionieren, wenn sie mit Zeit und Engagement gepflegt werden - einerseits. Andererseits sind die Gesetze der Managerwelt so, dass beruflicher Aufstieg nur für den zu haben ist, der sich total in den Dienst der Firma stellt.

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