Axel Springer, Lufthansa Cargo, E.ON, Audi
IT wandert ins Produkt
Auch in der Redaktion, die mit Texten, Videos und Bilderstrecken die eigentlichen Produkte von Springer herstellt, ist die Veränderung zu spüren. Wiele sagt, man wolle durch dezentrale IT in den Abteilungen "im täglichen Geschäft Business-nah arbeiten". Denkbar sei es, IT-Mitarbeiter etwa neben Channel-Verantwortlichen in Redaktionsbüros zu setzen. Vorangetrieben hat einen solchen Ansatz auch schon der scheidende Chefredakteur von Zeit Online, Wolfgang Blau. Sein Ziel: dadurch Datenjournalismus fördern, also die IT-gestützte Aufbereitung von Informationen wie Wetter- oder Verwaltungsdaten für die Berichterstattung.
Autos warnen sich vor Staus
Das neue Miteinander zwingt dazu, Berührungsängste zu überwinden. Andreas Wiele, einst selbst Redakteur bei der "Hamburger Morgenpost", erinnert sich an Zeiten, als "Drucken das Einzige war, worin Journalisten Verständnis für Technik hatten", und "der Druckereileiter Technikchef" im Verlag war. Heute erwartet er sich, dass der CIO mit "großem Business-Verständnis" dazu beiträgt, "bessere Produkte zu schaffen".
Bei Audi geht die Nähe zwischen Produkt und IT inzwischen so weit, dass sich der Autohersteller auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas präsentiert. Für Firmenchef Rupert Stadler ist "ein Audi heute das größte Mobile Device", wie er auf der Handelsblatt-Tagung in München sagte. Nicht nur, dass der Mensch am Steuer eines neuen A3 per Spracherkennung SMS diktieren und sein Hörbuch an der Stelle fortsetzen kann, an der er es zu Hause gestoppt hat; die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen untereinander soll außerdem eine Art Schwarmintelligenz hervorbringen, die Fahren "sicherer und komfortabler" macht: Autos warnen sich gegenseitig vor Staus, Defekte meldet ein Fahrzeug automatisch an Hersteller oder Werkstatt. Für Stadler wird die IT dabei zu nicht weniger als dem "Nervensystem" im Unternehmen. Dem CIO komme die Rolle eines "Dolmetschers" zu.
Gefordert ist von IT-Chefs bei dieser Lage außerdem Beratungskompetenz, wie das Beispiel von Roland Schütz zeigt. Seit er im November 2010 CIO bei Lufthansa Cargo wurde, sieht sich Schütz mit der Frage konfrontiert, wie der Einsatz von IT Kerngeschäftsprozesse weiter verbessern kann. Alle Logistikprozesse bei dem Luftfrachtdienstleister zu digitalisieren ist zurzeit sein wichtigstes Projekt. Zur Hälfte sei es abgeschlossen, wie Schütz auf der Tagung "Strategisches IT-Management" berichtete.
Aus anfangs mehr als 400 Produkten hat er sich mittlerweile für die Plattform iCargo des Herstellers IBS entschieden, die jetzt vor der Einführung steht. Wie die Ausgangslage aussah, veranschaulicht Schütz beispielhaft an einem Dokument, mit dem die Mitarbeiter bei Lufthansa Cargo täglich zu tun haben: Der Frachtbrief mit seinen Durchschlägen in sieben Farben symbolisiert, welche Rolle papierbasierte Prozesse in der Branche noch spielen. Bisher sei die Luftfrachtlieferkette gekennzeichnet durch eine zerstückelte Anwendungslandschaft, Datenhaltung an verschiedenen Orten und Prozess- wie Medienbrüche.