Strategien


Motivation erhalten

So kommen CIOs aus der Corona-Krise



Malaika Loher ist Motivationsexpertin, Autorin und Vortragsrednerin. Sie sorgt in Unternehmen für mehr Engagement und Führungskompetenz.  

 

 
Jede Krise folgt sieben psychologischen Phasen. Lesen Sie, wie sich die CIOs von BayWa und Syntax darauf einstellen und wie Führungskräfte die Motivation ihrer Mitarbeiter dauerhaft erhalten können.

Die Welt hielt den Atem an. Das Coronavirus, ein unsichtbarer Gegner, veränderte alles. Die gute Nachricht ist: Jede Krise folgt sieben psychologischen Phasen. Mit der Zeit entsteht aus Chaos eine neue Ordnung, wie etwa Tobias FauschTobias Fausch, CIO der BayWa AGBayWa AG und Olaf Herbig, Global CIO der Syntax Systems GmbH & Co. KG zu berichten wissen. Die ersten Etappen liegen inzwischen hinter den Unternehmen. Jetzt gilt es, die Motivation der Mitarbeiter zu erhalten und den Fokus auf die Lessons learned für die Zeit nach der Krise zu richten. Mit dem geeigneten Führungsverhalten ist es möglich, gemeinsam mit den Mitarbeitern auf Erfolgskurs zu bleiben. Top-500-Firmenprofil für Baywa AG Profil von Tobias Fausch im CIO-Netzwerk

Jede Krise folgt sieben psychologischen Phasen, die CIOs kennen sollten.
Jede Krise folgt sieben psychologischen Phasen, die CIOs kennen sollten.
Foto: yuttana Contributor Studio - shutterstock.com

Tritt unerwartet eine negative Veränderung im Leben auf, gerät der Mensch in einen Schockzustand. Das ist die erste Phase einer tiefgreifenden Veränderung. Insgesamt folgen weitere sechs Stadien, bis neue Gewohnheiten für Ruhe sorgen:

Phasen einer Krise - emotionaler Zustand - Handlungskompetenz

1) Schock - Schreck - plötzlicher Abfall vom Normalzustand

2) Verneinung - Abwehr - ersehnter Normalzustand

3) Widerstand - Wut - erhöhte Motivation

4) Rationale Einsicht - Frustration - stetig fallende Motivation

5) Emotionale Akzeptanz - Trauer - Tiefpunkt (Tal der Tränen)

6) Anpassung und Lernen - Neugier - schnell ansteigende neue Energie

7) Integration und Neuordnung - Selbstvertrauen - höher als Normalzustand

Phase 1: Schock - Wie das Kaninchen im Scheinwerferlicht

Die Coronakrise verursachte in uns mehrfach das Stadium der Schockstarre, beispielsweise mit den Nachrichten über Erstinfizierte in Süddeutschland, später Heinsberg, der Absage aller Veranstaltungen, der Schul- und Kitaschließungen, der Kontaktbeschränkungen und letztlich mit dem Lockdown. Unvermeidlich und in rasendem Tempo wurden die Gesellschaft, ein Großteil der Unternehmen und jeder Einzelne in einen heftigen Change-Prozess gestürzt.

BayWa-CIO Tobias Fausch: "Praktisch über Nacht mussten wir fast alle Mitarbeiter aus dem BayWa-Headquarter ins Homeoffice bringen."
BayWa-CIO Tobias Fausch: "Praktisch über Nacht mussten wir fast alle Mitarbeiter aus dem BayWa-Headquarter ins Homeoffice bringen."
Foto: BayWa AG

"Im BayWa-Headquarter waren alleine rund 1.000 Leute, die im Gebäude von der BayWa IT betreut werden", beschreibt CIO Tobias Fausch den Beginn der Krise. "Praktisch über Nacht mussten wir fast alle ins Homeoffice bringen." Es sei eine Herausforderung gewesen, zu ermöglichen, dass die Mitarbeiter von zu Hause aus auf alle Systeme und Applikationen zugreifen konnten. Fausch: "Und das möglichst so, dass es nicht die ganze Zeit ruckelt, oder dass das System zusammenbricht."

Phase 2: Verneinung - Den Kopf in den Sand stecken

Auf den Schock folgt immer die Verleugnungsphase. Die Mitarbeiter und Führungskräfte wollen es nicht wahrhaben und wehren sich gegen die Veränderung und das plötzliche Aus aller Pläne. Die Krise wird heruntergespielt, ins Lächerliche gezogen oder einfach ignoriert.

Phase 3: Aggression - Ich stemme das mit Links!

Löst sich das Dilemma nicht auf, folgt der Ärger. Die Komfortzone zu verlassen, aus der Zielgeraden katapultiert zu werden oder gar in eine existenzielle Bedrohung zu geraten, macht wütend. In dieser Zeit wurden mit hohem Energieeinsatz Maßnahmen zur Sicherung des Status quo ergriffen. Es war die Phase der technischen Aufrüstung, der Hamsterkäufe, der Massenanträge auf Soforthilfe und Kurzarbeit. Angetrieben wird diese Etappe vom oft aktivistischen Versuch, die Konsequenzen zu verhindern oder wenigstens zu überbrücken.

Die Coronakrise bietet die perfekte Blaupause für die klassischen Phasen einer Veränderung. Entgegen der alltagsweltlichen und in unserer Gesellschaft bekannten Lebenseinschnitte wie Scheidung, Kündigung, Krankheit oder Tod eines geliebten Menschen, brachte und bringt diese historische Krise zeitversetzt gleich mehrere Bälle ins Rollen - privat, unternehmerisch, gesellschaftlich, klimatisch und politisch.

So ist für Tobias Fausch etwa die Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Krise: "Kommunizieren ist das zentrale Element vor allem für uns Führungskräfte, um der Mannschaft zu erklären, wo man hinwill, wie man da hinwill, wie man die Themen angehen kann." Dazu gehöre, dass man authentisch sei, dass man das, was man erwarte, auch selber lebe. "Verbindlichkeit und Authentizität sind die Themen, die in so einer Situation ganz zentral werden", bringt der Physiker bewährte Werte ins Spiel.

Phase 4: Rationale Einsicht - Nichts ist mehr, wie es war

Auf die Phase der Aggression folgt die rationale Einsicht. Die Erkenntnis, dass die Veränderung unvermeidbar ist, löst oft Frustration und Gefühle von Hilflosigkeit aus. In dieser Phase geht es in der Regel rasch abwärts mit der Motivation, und mit ihr sinken die Handlungskompetenz und die Problemlösungsfähigkeit. Trotzdem war es notwendig, auch in dieser Etappe die Prozesse aufrechtzuerhalten. Keine leichte Übung, wenn der Großteil der Belegschaft weltweit und alleine im Homeoffice arbeitet.

So erging es auch Olaf Herbig, Global CIO des IT-Dienstleisters Syntax Systems. "Natürlich ist es ein Problem, wenn Sie die Menschen, mit denen Sie täglich arbeiten, auf einmal nicht mehr sehen können", erklärt der Manager. "Wir haben auf der einen Seite schon immer global verteilte Teams, daher sind wir virtuelle FührungFührung gewohnt. Doch auch die Kollegen, Kunden und andere Geschäftspartner der verschiedenen Lokationen nicht mehr zu sehen, ist dann schon etwas anderes". Herbig betont, dass dies mehr denn je bedeute, über Skype, Teams, E-Mail oder Video Calls mit den verschiedenen Mitarbeitern lokal und global vernetzt zu bleiben. Alles zu Führung auf CIO.de

"Wir sprechen auch immer wieder über die verschiedenen Situationen", so der CIO "Denn die Realität in Deutschland ist durchaus anders als in den anderen Ländern, auch wenn das Grundthema das Gleiche ist." Mit den Mitarbeitern Kontakt zu halten, inklusive eines virtuellen gemeinsamen Kaffeetrinkens, sei das A und O.

Zur Startseite