Vorstellungsgespräch

Was IT-Chefs Bewerber fragen sollten

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Zum Beispiel?

Jürgen Rohrmeier: Ein gutes Beispiel bieten Projekte, die der Kandidat umgesetzt hat. Jedes Projekt, auch die, die letztlich erfolgreich abgeschlossen werden, gerät einmal in Schieflage oder stellt die Beteiligten vor Probleme. Im Vorstellungsgespräch kann man fragen: Was hat der Kunde dann gesagt? Wie haben sie das gelöst? Wie haben sie sich verhalten?

Gibt es auch Fragen, die ein Unternehmen auf keinen Fall stellen sollte?

Jürgen Rohrmeier: Grundsätzlich darf man jede Frage stellen. Der Bewerber muss aber nicht jede Frage wahrheitsgemäß beantworten, das bekannteste Beispiel dafür ist die Frage an Frauen nach der Schwangerschaft. Und für das Unternehmen macht es ja keinen Sinn, Fragen zu stellen, die nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen.

Mehr Transparenz beim Thema Gehalt

Was halten Sie von der Standardfrage nach den Stärken und Schwächen des Bewerbers?

Jürgen Rohrmeier: Die ist völliger Blödsinn. Was soll man mit den Antworten auf diese Frage anfangen? Üblicherweise sagt der Bewerber bei den Schwächen, er sei ungeduldig. Diese Antwort kommt fast immer.

Das kann man ja auch mittlerweile auf den Ratgeber-Seiten jeder Fernsehzeitschrift nachlesen…

Jürgen Rohrmeier: Eben. Mit dieser Frage erfährt man nichts über den Menschen. Ich bin auch kein Anhänger davon, Bewerber StressStress auszusetzen. Besser ist es, mit Transparenz zu arbeiten. Also dem Kandidaten zu sagen: "Sie werden in dieser Position mit unzufriedenen Kunden zu tun haben, die am Telefon schon einmal unangenehm werden können. Ich würde gern ein Rollenspiel durchführen, bei dem einer unserer Mitarbeiter sie anruft." Alles zu Stress auf CIO.de

Wie geht man das Thema Gehalt an?

Jürgen Rohrmeier: Unternehmen wissen meist sehr gut, welches Gehalt marktüblich ist. Das gilt jedenfalls für vorhandene Stellen, die nachbesetzt werden. Wird eine Funktion neu geschaffen, kann das anders sein, dann wird eventuell auch richtig verhandelt. Dabei spielt es zum Beispiel eine Rolle, wie etabliert das Unternehmen ist, oder in welcher Region es sitzt. Der Bewerber wird üblicherweise gefragt, was er bisher verdient.

Was er nicht beantworten muss ...

Jürgen Rohrmeier: ... Nein, er muss nicht. Aber 99 von 100 Kandidaten antworten. Denn natürlich ist das Gehalt eine wichtige Information. Davon kann abhängen, ob man überhaupt zusammenkommt.

Wie sehen Sie den Aspekt der variablen Gehaltsbausteine?

Jürgen Rohrmeier: Das setzt sich in der Informatik zwar langsam durch, ist aber weniger verbreitet als im Vertrieb. Meist bekommen Führungskräfte variable Gehaltsanteile. Nicht immer haben die einzelnen Beschäftigten viel Einfluss, etwa dann, wenn Erfolgsbeteiligungen gezahlt werden. Grundsätzlich rate ich jedem Unternehmen zur Transparenz. Es ist nicht gut, einzelnen Führungskräften heimlich "ein bisschen mehr" zu zahlen ...

… weil das wahrscheinlich eh rauskommt?

Jürgen Rohrmeier: Genau, durch die sozialen Netzwerke. Die Menschen tauschen sich untereinander aus. Und kein Unternehmen will auf Kununu über sich lesen: "Die zahlen zu wenig." Sogesehen fordert schon die Technologie Transparenz.

Eine Abschlussfrage noch: Sie sind ja schon einige Zeit in der Branche. Wie haben sich Informatiker im Laufe der Zeit verändert?

Jürgen Rohrmeier: Das ist zunächst eine Generationsfrage. (lacht) Nerds gibt es immer noch, aber die sind meistens älter als 40. Generell sind Informatiker kommunikativer geworden. Das entspricht ja auch der Entwicklung der IT. Informatiker kooperieren zunehmend mit den Fachabteilungen und richten ihre Arbeit auf das Business aus. Das spiegelt sich in den ausgeschriebenen Stellen. Insofern ist es gut, dass die Studiengänge zu Wirtschaftsinformatik steigenden Zulauf verzeichnen.

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