Strategien


Mercedes-Benz-Group-CIO Katrin Lehmann

Die KI-Strategie von Mercedes-Benz

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Welche Themen haben für Sie neben KI Priorität?

Katrin Lehmann: Oberste Priorität hat für mich die "Rock Solid Operations", als eine steinharte und stabile Operationalität. Weltweit hat man ja erst kürzlich im Zuge der Crowdstrike-Panne erlebt, dass ohne IT (fast) nichts geht. Wir müssen deshalb absolut sicher unterwegs sein, auch um Ausfallzeiten und Störungen minimieren zu können.

Mehr Informationen für die Mitarbeiter

Ich sprach gerade die Factory 56 und MO360 an. Welche strategischen Akzente wollen Sie denn mittel- oder langfristig bezüglich des IT-Einsatzes in der Produktion setzen?

Katrin Lehmann: Die Produktion ist ein riesiges Feld für Innovation. Zumal wir dort so unendlich viele Daten haben, die wir weltweit einsetzen können, um schneller Entscheidungen zu treffen. Alle Meisterinnen und Meister in unseren Fabriken sind heutzutage ihre eigenen Mini-CEOs. Damit sie datenbasierte Entscheidungen treffen können, müssen wir sie bestmöglichen befähigen, alle relevanten Informationen und Vorhersagen zu jedem Zeitpunkt einfach aus dem System zu entnehmen.

Hier setzen wir auf KI mit Sprachmodellen, um Mitarbeitende an der Produktionslinie in die Lage zu versetzen, mit natürlicher Sprache Informationen zu bekommen, die vorher nur schwierig von Experten aus der Datenbank gezogen werden konnten.

Ein anderes Thema ist der schon erwähnte Digital Twin. Wie können wir damit etwa Rüstzeit von Maschinen reduzieren? Wie können wir den Bau von neuen Produktionsstätten virtuell planen und testen, bevor es an die reale Umsetzung geht?

KI in der Produktion, wie ist es da um die Akzeptanz der Mitarbeiter bestellt?

Innovation wird bei Mercedes-Benz groß geschrieben - etwa beim Testeinsatz humanoider Roboter.
Innovation wird bei Mercedes-Benz groß geschrieben - etwa beim Testeinsatz humanoider Roboter.
Foto: Mercedes-Benz

Katrin Lehman: Das ist wie eine Gaußsche Kurve. Aber bei Mercedes-Benz arbeiten Menschen die neugierig sind, Innovationen spannend finden und immer mit dem besten Produkt arbeiten wollen.

Seit 2019 eigene KI-Prinzipien

Grundvoraussetzung für eine breite Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz ist Vertrauen. Deshalb haben wir schon 2019 eigene Prinzipien zum verantwortungsvollen KI-Einsatz erstellt.

Meine Wahrnehmung ist jedoch, dass es für die meisten Kolleginnen und Kollegen noch schneller gehen könnte. Wir haben einen sehr großen Funnel an Use Cases, sodass wir kaum nachkommen, diese Ideen im Moment umzusetzen. Für uns ist also nicht die Herausforderung, Use Cases zu finden, sondern diese zu qualifizieren und sauber aufzugleisen, damit sie unseren Prinzipien entsprechen. Es ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit KI-Innovationen umgehen, indem wir Risiken erkennen und minimieren. Wir setzen KI nur da ein, wo wir einen echten Mehrwert erkennen.

Wie gehen Sie dabei vor?

Katrin Lehmann: Dazu haben wir eine Use-Case-Datenbank aufgesetzt, in der wir die Ideen sammeln sowie bewerten. Nach der Bewertung priorisieren wir und gehen an die Umsetzung. Dazu habe ich ein Experten-Team bei unserer Tochter Mercedes-Benz Tech Innovation, die den sogenannten "GenAI Accelerator" aufgebaut hat.

Das läuft seit Mitte letzten Jahres und jetzt legen wir gerade noch mal eine Schippe drauf, damit wir den Nutzen von generativer KI für Mercedes-Benz maximieren und noch schneller in der Umsetzung werden.

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