Entscheidung für Core Media
MLP setzt auf eine Art Google für das Firmenwissen
Da bleibt Jünger ganz gelassen. Für ihn steht weniger das Hype-Wort Enterprise 2.0 im Mittelpunkt als vielmehr die Tatsache, dass er jetzt endlich einen gut strukturierten, leicht durchsuchbaren Content hat. Was die Suchfunktionen angeht, hat Core Media mit dem skandinavischen Spezialisten Fast Search & Transfer zusammengearbeitet, der seit April dieses Jahres nach einer Übernahme als Microsoft-Tochter weiterläuft.
Ungewisse Fragen
Mit seinem pragmatischen Ansatz umgeht MLP ein ungeklärtes rechtliches Problem, das zum Ursprung des Wissens-Managements zurückführt. Dieser Begriff, 1995 von den Japanern Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi in ihrem Buch "The knowledge creating company" eingeführt, ist nicht in allen Dimensionen geklärt. Nonaka und Takeuchi unterscheiden explizites Wissen, das in Dokumenten festgehalten werden kann, und implizites Wissen, das von Mensch zu Mensch ausgetauscht wird und nicht kodifizierbar ist. Laut den Japanern soll derartiges implizites Wissen in einem Prozess der Externalisierung explizit gemacht werden. Durch das Kombinieren von expliziten Informationen soll Wissen von den Mitarbeitern internalisiert und im Zuge einer Sozialisation innerhalb des Unternehmens weitergegeben werden. Nonaka/Takeuchi stellen sich das Ganze wie eine Spirale vor, in deren Verlauf Wissen von Individuen auf höhere Organisationsstufen wie Personengruppen und ganze Unternehmen gehoben werden kann.
Praxis contra Elfenbeinturm
Allerdings: Die rechtliche Frage, inwieweit ein Unternehmen einen Verwertungsanspruch auf das individuelle Wissen der Mitarbeiter geltend machen darf, ist bisher noch nicht geklärt. Christoph Jünger bleibt trotzdem entspannt. "Das betrifft uns nicht, wir betreiben die MLP Expert Base ja nicht als Wiki", stellt er klar. Bis die Fachwelt die akademische Diskussion um den Verwertungsanspruch geklärt hat, wird man wohl auf eine göttliche Eingebung durch Athene warten müssen.